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Die ganze Welt umkrempeln

Helga Zepp-LaRouche stellt sich mit einem neuen Weltsystem und Verschwörungstheorien zur Bundestagswahl

Die Aussage soll Aktionismus versprühen: „Ich weiß, was zu tun ist!“ Dieser Spruch ist mittlerweile auf so einige Plakate zur Bundestagswahl gepinnt worden, darüber ein Foto von Helga Zepp-LaRouche, der Vorsitzenden der „Bürgerrechtsbewegung Solidarität“ (BüSo).

Doch wer wissen will, was die Splitterpartei damit meinen könnte, der muss schon ein bisschen genauer hinschauen. Die 54-jährige Spitzenfrau der „BüSo“s – und nebenbei deren Kanzlerkandidatin – war bis 1986 Vorsitzende der rechtsradikalen „Europäischen Arbeiterpartei“. Die wollte sich bis zu diesem Zeitpunkt bei Wahlen für folgende Ziele einsetzen: Organisation der Internationalen Arbeiterklasse, Rockefellers Nazipläne in Europa stoppen, Aufdecken einer internationalen Psychiaterverschwörung, Atomkraftwerke bauen und Willy Brandt als „CIA-Agenten“ und „Nürnbergverbrecher“ entlarven.

Heute setzt sich Frau Zepp-LaRouche als „Weltbürgerin und Patriotin zugleich“ für ähnlich konfuse Ziele ein. So soll „die ganze Welt umgekrempelt“ werden durch ein „neues Weltwirtschaftssystem“. Grundlage dafür muss nach Auffassung der „BüSo“s wieder ein goldgestütztes Finanzsystem mit stabilen Wechselkursen sein. Außerdem will die Bewegung den „Ausbau der Eurasischen Landbrücke“ vorantreiben. Dabei ginge es um die „Erschließung und langfristige Entwicklung Eurasiens mit Hilfe von Entwicklungskorridoren“. Konkret heißt das: ein 60.000 Kilometer langes Transrapidnetz von Europa nach China, durch das den Wählern 10 Millionen Arbeitsplätze versprochen werden.

Die Energieversorgung soll in diesem Teil der Welt durch „100te – wenn nicht 1000de“ Kernkraftwerke gesichert werden, weil alternative Energien nicht in der Lage seien eine „menschenwürdige Existenz“ zu sichern. Und eine deutsche Beteiligung an Raumfahrt- und Weltraumprojekten soll „langfristig gewährleistet“ werden.

Sehr gute Beziehungen hat die „Bürgerrechtsbewegung Solidarität“ in die USA: Die Vorsitzende ist mit dem US-Amerikaner Lyndon LaRouche seit 1977 in zweiter Ehe verheiratet. Der 1988 wegen Betrugs und Steuerhinterziehung zu 15 Jahren Haft verurteilte Millionär setzt sich in den Staaten für Strahlenwaffen im Weltraum und Kernfusion ein. Für Helga Zepp-LaRouche ist er aber ein „welthistorisches Individuum“ und die Begegnung mit ihm war ihr „wichtigstes Erlebnis“. Die „Lewinsky-Affäre“ unter dem ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton hielten beide für eine Verschwörung und riefen daher dazu auf, „mit einer Massenbewegung den geplanten Staatsstreich gegen Präsident Clinton abzuwenden“.

Kein Wunder, dass sich die kleine Partei in Deutschland bisher unverstanden fühlt. So beschwerte sich der stellvertretende Bundesvorsitzende Anno Hellenbroich auf dem Bundesparteitag 1997 schon mal, dass bei „politischen Widersachern starke Emotionen aufwallen, wenn der Name LaRoche fällt: diese hochschießende Zornesröte im häufig schon von Alkohol und Lebenswandel gezeichneten Gesicht des politischen Gegners“. Die Minipartei scheint sich verfolgt zu fühlen. Bei Anrufen in der Bundesgeschäftsstelle in Mainz wird einem bei einem Knacken in der Leitung lieber vorsichtshalber versichert, dass das ganz sicher nicht die CIA sei, die da mithört. FABIAN LÖHE

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