Lagerwahlkampf auch im Norden

In Schleswig-Holstein sind bei der morgigen Bundestagswahl 2,17 Millionen Menschen wahlberechtigt. Zehn Landeslisten wurden zugelassen: SPD, CDU, FDP, GRÜNE, PDS, Republikaner, GRAUE, NPD, Partei Bilbeltreuer Christen (PBC) und Schill-Partei. Trotz der Verkleinerung des Bundestages hat das Land seine elf Wahlkreise behalten. 1998 schickte es 24 Abgeordnete nach Berlin: elf von der SPD, neun von der CDU sowie je zwei von den Grünen und von der FDP.

Mitten in der Legislaturperiode des Landtages wird die Wahl zu einer wichtigen Bestandsaufnahme. Die SPD muss sich an ihrem herausragenden Ergebnis von 1998 messen lassen, als sie alle elf Wahlkreise gewann und bei den Zweitstimmen mit 45,4% um fast 10% vor der CDU lag. Spitzenkandidatin ist die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Cornelie Sonntag-Wolgast, auf Platz zwei rangiert der Landes-Parteichef und Bundestagsabgeordnete Franz Thönnes.

Für die CDU hat Spitzenkandidat Dietrich Austermann verkündet, der SPD alle elf Direktmandate abnehmen zu wollen – das dürfte ein Wunschtraum bleiben. 1998 hatte die CDU im Land mit 35,7% ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl eingefahren. Auf der Liste rangiert nach Austermann auf Platz 2 Parteichef Peter Harry Carstensen, der unter einem Kanzler Stoiber als Bauernminister vorgesehen ist.

Die FDP (1998: 7,6%) proklamiert die üblichen 18% als Ziel, dürfte aber schon mit der Hälfte hoch zufrieden sein. Hinter Fraktionschef Wolfgang Kubicki steht der Landesvorsitzende Jürgen Koppelin auf Listenplatz zwei. Ein drittes Mandat könnte erreichbar sein für die Landtagsabgeordnete Christel Happach-Kasan.

Auf mehr als 8% hoffen die Grünen, 1998 waren es 6,5%. Schlagzeilen machte die Aufstellung der Landesliste: Die Grünen booteten mit Verteidigungsexpertin Angelika Beer ihre langjährige Spitzenfrau aus, indem sie ihr die zur Wiederwahl notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit versagten. Spitzenkandidatin wurde Bundestags-„Youngster“ Grietje Bettin. Ex-Umweltminister Rainder Steenblock schaffte Platz zwei, der 1998 knapp für ein Mandat reichte.

Die Schill-Partei träumt von 20% auf Anhieb, mit einem zehntel davon wäre die PDS (1998: 1,5%) bereits zufrieden. Die im Landtag vertretene Dänenpartei Südschleswigscher Wählerverband (SSW) nimmt an der Bundestagswahl erneut nicht teil. SMV