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Rot-Grün, Grün, Grün

Im Alsterpavillon herrscht bei der GAL-Basis großer Jubel über das beste grüne Ergebnis in der Hamburger Geschichte – zweites Bundestagsmandat in Aussicht

Hoffen und Bangen bis Mitternacht. In aufgekratzter Stimmung verfolgen die Anhänger der GAL die Wahl im dichtgedrängten Souterrain des Alsterpavillons. Frenetischer Jubel, als das gute Abschneiden im Bund und später die sensationellen 16 Prozent in Hamburg bekannt wird. „Wir haben für die SPD die Wahl gewonnen“, freute sich ein Anhänger. Doch ob dies stimmt, wird mit jeder Hochrechnung fraglicher. 299:299 Sitze stand es um 20 Uhr, als die eigentliche Wahlgewinnerin in Hamburg, die GAL-Spitzenkandidatin Anja Hajduk zur Basis dazustieß.

„Wer hätte das gedacht. Über 16 Prozent ist ein furioser Sieg. Der tolle Beitrag Hamburgs dafür, dass wir Grünen im Bundestag stärker werden“, sagte die grüne Landeschefin.

Dabei habe man „keinen leichten Start“ in diesem Wahlkampf gehabt. Doch sei es gelungen, „mit unseren Inhalten die Stimmung von vor dem Sommer umzudrehen“. Nach der Niederlage im Vorjahr habe Hamburg nun überdeutlich „Rot-Grün, Grün, Grün“ gewählt. Hajduk: „Noch kann ich mich nicht so ganz freuen, denn ich zittere um die Mehrheit im Bund.“ Vielleicht gelänge es ja noch in der Nacht mit einem Überhangmandat aus Hamburg, diese zu sichern.

„Wir haben bewiesen, dass wir uns von einer Niederlage nicht niedermachen lassen“, freut sich auch Ex-Bürgermeisterin Krista Sager. Sie deutet an, man müsse sich wohl darauf einstellen, dass sie das zweite Bundestagsmandat bekommt. Sager zur Basis: „Ich hoffe, dass ihr euch nicht freut, dass ihr mich dann endlich los seid.“

„Wir haben zwei unserer drei Wahlziele erreicht“, sagt der stellvertretende Landeschef der GAL, Jens Kerstan. „Wir liegen über 8 Prozent und sind weiter drittstärkste Kraft im Land.“ Für den Erhalt der rot-grünen Mehrheit habe man das Möglichste getan. Zu dem Stimmungsumschwung habe auch die Flut beigetragen, sie habe schließlich auch gezeigt, „dass Klimaschutz kein Luxus ist“.

Partei-Vize Kerstan macht aber auch Hamburger Gründe für den Erfolg aus. „Vor der Bürgerschaftswahl haben viele gesagt: ‚Ob ihr regiert oder nicht, ist egal.‘ Inzwischen ist in den letzten Monaten allerdings so viel weggebrochen, dass viele sagen, sie hätten bei der letzten Wahl einen schweren Fehler gemacht.“ Kaija Kutter

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