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Ohne Speichelprobe

Datenschutzbeauftragter kritisiert DNA-Test im Krankenhaus Waldfriede: Freiwilligkeit ausgehebelt

Berlins Datenschutzbeauftragter Hansjürgen Garstka hat den massenhaften DNA-Test im Krankenhaus Waldfriede als „problematisch“ kritisiert. Es fehle eine gesetzliche Regelung, sagte er dem Tagesspiegel. Die Polizei hatte, wie berichtet, in der vergangenen Woche 423 weibliche Beschäftigte der Klinik zu einem DNA-Test „auf freiwilliger Basis“ aufgefordert, um den „Babyklappenmord“ aufzuklären.

Dieser Aufforderung kamen knapp 300 Frauen nach. 40 erschienen nicht zum Test, die anderen seien krank oder in Urlaub, so eine Polizeisprecherin. Diese Frauen will die Polizei jetzt „einzeln aufsuchen“ und um eine Speichelprobe bitten. Genau das kritisiert Garstka jedoch als Aushebelung der Freiwilligkeit. „Man wird gezwungen, seine Unschuld zu beweisen“, sagt der Datenschützer. Das kehre den Rechtsgrundsatz um, nach dem die Beweislast beim Staat liege.

Der ermordete Säugling war am 8. Juli in der Babyklappe des Krankenhauses Waldfriede in Zehlendorf abgelegt worden. Das Baby war nach dem Ergebnis gerichtsmedizinischer Untersuchungen körperlich voll entwickelt und komplikationslos entbunden worden. Es gebe allerdings Anhaltspunkte dafür, dass der Junge nicht mit fachmännischer Geburtshilfe zur Welt gebracht wurde. Das Baby war nach Polizeiangaben wahrscheinlich am Tag seiner Geburt oder einen Tag danach umgebracht worden. Der Körper wies mehrere Stichverletzungen auf. Der Säugling sei bereits tot gewesen, als er in die Babyklappe geschoben wurde. Die Polizei will mit den massenhaften DNA-Tests ausschließen, dass Krankenhausmitarbeiterinnen an der Tat beteiligt gewesen seien. TAZ/DDP

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