: FDP: Klonschaf gegen Kampfschwein
Nordrhein-Westfalens FDP will Möllemann loswerden – aber will sie dafür den farblosen Professor Pinkwart?
DÜSSELDORF/BERLIN taz ■ Es war schon unfreiwillig komisch: Er sei „entschlossen und erfolgsorientiert“, las Andreas Pinkwart bemüht vom Blatt ab. Der Herausforderer von Jürgen Möllemann warb gestern etwas hilflos für sich selbst. Er stehe für einen „notwendigen Neuanfang in der nordrhein-westfälischen FDP, seriös und unverbraucht“. Am 7. Oktober werden 400 liberale Delegierte auf einem Sonderparteitag entscheiden, ob Möllemann der FDP-Chef in NRW ist – oder Pinkwart.
Pinkwart versprach gestern, an der „Strategie 18“ festzuhalten, die „nur außer Tritt geraten“ sei. Wie diese Strategie jedoch ohne die Kapriolen und den Rechtspopulismus eines Möllemann überhaupt funktionieren kann, verriet er nicht. Auch sonst blieben Pinkwarts Aussagen vage. Ob Möllemann Chef der Landtagsfraktion bleibe? Die Fraktion werde „in großer Verantwortung ihre personellen Fragen so regeln“. Welche Konsequenzen er ziehe, falls er gegen Möllemann unterliegt? Er gehe „von einer positiven Entscheidung“ aus.
Obwohl er medial mit Möllemann nicht konkurrieren kann, stehen die Chancen für den 42-jährigen Professor für Betriebswirtschaftslehre gut. Schließlich ist er der Kandidat des Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle. Aber selbst seine Unterstützer beschleichen Zweifel, dass er die zerrissene NRW-FDP erfolgreich führen kann. „Wir haben nur die Wahl zwischen zwei Übeln“, sagt ein rheinischer Liberaler. Das größere sei eben Möllemann. Das kleinere sei Pinkwart, der einfach zu farblos und langweilig sei, um gute Wahlergebnisse einzufahren.
Ein Parteigänger Möllemanns vergleicht Pinkwart sogar mit dem „Klonschaf Dolly“, das gegen das „Kampfschwein Willy“ antreten wolle.
Pinkwart zeigt sich unbeeindruckt. „Wir brauchen Klarheit“, gab er sich kämpferisch. Deswegen sei auch die Zeit für Vermittlungsgespräche vorbei. Es gehe um eine „Grundausrichtung der Partei“. Als Landesvorsitzender werde er das Fischen an den Rändern des politischen Spektrums beenden. „Unappetitliche Kampagnen brauchen wir nicht“, sagte Pinkwart.
Das FDP-Präsidium in Berlin gab sich gesterngelassen. Generalsekretärin Cornelia Pieper bestritt, dass man Druck auf einzelne Landesdelegierte in Nordrhein-Westfalen ausübe, damit sie gegen Möllemann stimmen. Das seien „alles nur Gerüchte“. Der Landesverband Nordrhein-Westfalen entscheide „souverän“. Aber, so mahnte Pieper, selbstverständlich würden die Delegierten auch über den künftigen Weg der FDP abstimmen. Vermittlungsbemühungen lehnte die Generalin ab. Man habe kein Vertrauen mehr zu Möllemann. Allerdings hat das Präsidium über ihn angeblich nicht beraten. Es sei liberale Gepflogenheit, „nicht über Abwesende zu sprechen“. PASCAL BEUCKERULRIKE HERRMANN
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