piwik no script img

Persson fehlt eine Stimme

Schwedischer Reichstag stimmt über Misstrauensantrag ab. Konservative wollen die Regierung verhindern

STOCKHOLM taz ■ Im schwedischen Reichstag soll heute über einen Misstrauensantrag gegen die sozialdemokratische Regierung unter Göran Persson abgestimmt werden. Eingebracht hatten diesen zum Auftakt der neuen Parlamentsperiode die konservativen „Moderaten“, die größte Oppositionspartei. Grund: Zweiwöchige Verhandlungen über eine neue Regierung verliefen ergebnislos, weil die grüne Miljöpartiet mit ihrer Forderung nach einer rot-grünen Koalition bislang scheiterte.

Um ein Misstrauensvotum zu überstehen, fehlt Ministerpräsident Persson genau eine Stimme. Anders als in Deutschland bleibt nach schwedischem Verfassungsrecht eine Regierung auch mit Beginn der neuen Legislaturperiode im Amt, es sei denn, sie tritt mangels Mehrheit zurück oder wird über ein Misstrauensvotum abgewählt. Auch muss ein Misstrauensvotum kein konstruktives – mit einer parlamentarischen Mehrheit für eine Alternative – sein. Die hat die Opposition nicht. Zusammen mit den Grünen käme sie zwar auf 175 Stimmen gegen Perssons 174. Doch Sondierungen über eine Mitte-rechts-Regierung scheiterten ebenfalls.

Nachdem Sozialdemokraten, Linkssozialisten und Grüne gestern Morgen nach langer Nachtsitzung erneut ohne Einigung auseinander gingen, zeichnete sich eine drohende Parlamentskrise ab, der Persson am ehesten mit der Ausschreibung von Neuwahlen begegnen könnte. Was auch sein stärkstes Druckmittel sein dürfte, die Grünen, die die Sperrklausel nur knapp schafften, doch noch zur Aufgabe ihrer Koalitionsforderung zu bewegen. REINHARD WOLFF

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen