: Vollzeitstudium Internet
Am Montag startet in Lübeck der erste interdisziplinäre Master-Studiengang für die digitalen Medien. Für den Besuch der privaten, von der Wirtschaft getragenen Hochschule müssen künftige Führungskräfte kräftig in die Tasche greifen
Ein Modedesigner, eine Juristin, eine Toningenieurin, eine Betriebswirtin und ein Journalist in einem Studiengang – an der International School of New Media (ISNM) in Lübeck ist das jetzt möglich. Am Montag beginnen die Vorlesungen im ersten interdisziplinären Master-Studiengang für die digitalen Medien. Zur offiziellen Eröffnung am 11. Oktober haben sich Branchengrößen wie Michael Docherty von der Universität Queensland in Australien angesagt.
In dem auf 18 Monate angelegten Vollzeitstudium, das komplett in Englisch absolviert wird, sollen AkademikerInnen der verschiedensten Fachrichtungen für Führungspositionen in allen Bereichen der neuen digitalen Medien qualifiziert werden. Dahinter steht die Idee, den Internetboom der vergangenen Jahre auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen, die Elemente der Kommunikationswissenschaft, der Ökonomie, des Rechts, der Kulturwissenschaften und der Medienkunst umfasst.
„Die Internet-Industrie ist in den vergangenen fünf Jahren nicht an mangelnden Märkten, sondern an schierer Unbildung gescheitert“, sagt der wissenschaftliche Direktor und Mitbegründer der ISNM, Hubertus von Amelunxen. Deshalb gehören neben Fächern wie Medientechnologie und Interaktivem Design auch die Komplexe Informationsarchitektur sowie Medien und Gesellschaft zum Lehrplan des Lübecker Studienganges „Master of Digital Media“.
Doch ein wichtiger Faktor im Lehrplan sind die Studierenden selbst. Sie sollen ihre Erfahrungen aus ihrem jeweiligen Fachgebiet und ihre Vorstellungen von ihrer künftigen Arbeit in Projekte einbringen und für alle nutzbar machen. Entsprechend international und multidisziplinär ist die Besetzung im Startsemester: Die 13 Studierenden im Alter zwischen 22 und 36 Jahren kommen aus Deutschland, Kanada, den USA, China, Indien und Pakistan. Darunter ist zum Beispiel ein Germanist aus China. Ursprünglich habe der vorgehabt, am renommierten Massachusetts Institut of Technology in Boston in den USA zu studieren, sagt von Amelunxen. „Er hat sich dann aber für Lübeck entschieden, weil hier nach seinen Worten die Verzahnung zwischen Wissenschaft und Praxis stärker sei.“
Die ISNM ist eine private, von der Wirtschaft getragene Hochschule, für deren Besuch die Studierenden kräftig in die Tasche greifen müssen. 2560 Euro Aufnahmegebühr und 615 Euro pro Monat zahlen Vollzeitstudenten. Stipendien sind aber möglich und zwei Lübecker Banken bieten Bildungskredite zu günstigen Konditionen an. Der geplante Teilzeitstudiengang ist mangels Nachfrage vorerst auf Eis gelegt. Angesichts der flauen Konjunktur hätten die Unternehmen zur Zeit offenbar wenig Interesse, für die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter zu zahlen, stellt der kaufmännische Direktor der Schule, Hans-Georg Braun, fest. EVA MARIA MESTER/DPA
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