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15 Minuten am Tod vorbei

Im Geschwornenweg-Prozess gegen einen Baggerführer sagte ein Augenzeuge aus

Die Aussage eines Augenzeugen stand gestern im Mittelpunkt des Prozesses um die Gasexplosion, bei der Ende 2000 im Geschwornenweg zwölf Menschen ums Leben gekommen sind. Der junge Mann, Küchenchef in einer Bremer Brasserie, hatte in der Nacht vor dem Unglück bei seiner Freundin übernachtet, die im Haus unmittelbar gegenüber des Seniorenhauses der Heilsarmee wohnte. „Aus Langeweile“ und „weil Frauen in der Frühe ja etwas länger brauchen“ habe er an diesem Morgen etwa zwanzig Minuten am Wohnzimmerfenster zugebracht und die Baustelle beobachtet.

Der Zeuge will dabei gesehen haben, wie der angeklagte Baggerführer Klaus-Heinrich B. die Straßendecke etwa einen halben Meter tief aufgenommen habe. Irgendwann habe der Löffel des Baggers dann ein „dunkles, mit Erdreich behaftetes Rohr“ mit einem Durchmesser von zehn Zentimetern angehoben. Nachdem Maschinist B. gemerkt habe, dass er auf einen Widerstand stößt, habe er von seinem Tun abgelassen und das Rohr mitsamt der Erdscholle wieder in den Boden zurückgedrückt. Danach habe er „ganz normal weitergearbeitet“. „Mein Gott, der kloppt ja ganz schön in die Rohre hinein“, soll der Zeuge, dessen Eltern aus dem Baugewerbe kommen, damals zu seiner Lebensgefährtin gesagt haben, ehe die beiden kurz vor der Explosion das Haus verließen: „Wir sind um eine Viertelstunde dem Tod entgangen“, sagte der Zeuge.

Heute hört die Strafkammer des Landgerichts einen technischen Sachverständigen aus Neuss, der dem Gericht bereits ein umfangreiches schriftliches Gutachten über den vermutlichen Ablauf und die Ursachen der Gasexplosion hat zukommen lassen. „Das Gutachten hat eine ganz zentrale Bedeutung in diesem Verfahren“, sagte Staatsanwalt Bernd Gabler gestern der taz. jox

Fortsetzung heute um 9 Uhr

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