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torfragenStrieder im Wind of Change

Schön sieht es aus, das frisch sanierte Brandenburger Tor. Eigentlich fehlt oben drauf nur noch das Fähnchen, das lustig im Wind flattert. Das gibt ersatzweise nun Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD). Das Nationaltor könne vielleicht doch für den gesamten Verkehr geschlossen bleiben – also auch für Busse und Taxis, verkündete der Nationaltorhüter gestern. Schließlich, so die Begründung des Oberdemokraten, habe es einen Stimmungswandel gegeben seit der Enthüllung.

Kommentar von GEREON ASMUTH

Na endlich, könnte man erleichtert aufatmen: Tor zu – und Ende der elenden „Tor-auf-Tor-zu-Unsinn-Debatte“, wie Strieder selbst sie bezeichnet. Und wie er sie gern selbst mit aller Lust vorantrieb und –treibt. Erst Ende August hatte der rot-rote Senat beschlossen, den Pariser Platz dauerhaft für den allgemeinen Durchgangsverkehr zu sperren. Taxen und Busse aber sollten weiter durchrauschen – die Komplettlösung verhinderte ausgerechnet Peter Strieder.

Nun will derselbe den Beschluss wieder ändern. Wenn denn der Senat zur Auffassung käme, dass die Berliner eine Vollsperrung bevorzugen. So richtig sicher scheint sich der Irgendwiejadochauchautosenator immer noch nicht zu sein. Statt mutig in die Hände zu spucken, testet Strieder nochmals, ob die üblichen Proteste von Autolobby, CDU und sonstigen Freie-Fahrt-Fanatikern erträglich bleiben. Und sollte sich, sagen wir mal in der kommenden Woche, ein erneuter Stimmungswandel ergeben, dann macht vox populi Strieder das Tor eben doch wieder auf oder zu oder so. Und Berlin darf in den kommenden Jahrzehnten über die nervigsten Frage der Stadt streiten.

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