: „Ich bringe auch gern Sekt mit“
Der Uni-Experte der PDS, Benjamin Hoff, findet es schade, dass es so still ist um die European School. Das Projekt ist viel versprechend – abgesehen von den Finanzen
taz: Herr Hoff, der Start der European School for Management and Technology (ESMT), einer neuen „Elite-Uni“, steht wegen Differenzen ums Geld in Frage. Wollen die Sozialisten von der PDS und ihr Kultursenator kein Harvard an der Spree?
Benjamin Hoff: Es ist schade, dass es um dieses ambitionierte Projekt von Seiten derer, die es haben wollen, so still geworden ist. Es soll ja ein spannendes Experiment sein – daher finde ich es bedauerlich, dass es jetzt noch gar nicht losgeht …
… eigentlich wollte die ESMT in diesem Monat ihre ersten Weiterbildungsstudien starten.
Nun ist nur noch von einem Festakt Ende des Monats die Rede.
Was haben Sie dagegen, dass exzellente Professoren in Mitte mit hoch talentierten Studenten Seminare abhalten?
Gar nichts. Wenn private Initiatoren eine Hochschule gründen wollen, dann sollen sie es tun – wir legen dem keine Steine in den Weg.
Klingt nicht gerade enthusiastisch. Die European School soll richtig toll sein. Sind sie vielleicht eifersüchtig, weil die ESMT gleich neben der Humboldt-Uni liegen wird?
Wenn wir eifersüchtig sind, dann im Namen aller Hochschulen in Berlin – die sind ja alle toll. Nein, wir freuen uns, dass neue interessante Leute nach Berlin kommen. Was wir allerdings tun sollten, ist über die Konditionen zu reden.
Übers Geld zum Beispiel. Es gibt weltweit keine private Hochschule, die nur auf private Mittel zugreifen würde; das wäre ja auch gefährlich. Warum sollte es da in Berlin eine Ausnahme geben? Sprich: Auch Berlin wird sein Scherflein beitragen müssen.
Es gibt nun mal Erfahrungen aus Bundesländern mit privaten Hochschulen, die – bezogen auf die Finanzierung – nicht die besten sind. Baden-Württemberg und Bremen haben viel staatliches Geld in vermeintlich private Einrichtungen gesteckt. Berlin ist im finanziellen Ausnahmezustand, wir müssen nicht jeden Fehler von Bremen wiederholen. Die dortige „pivate“ International University besitzt praktisch kein privates Geld. Um es mal andersherum zu sagen: Es sollte erst privates Geld auf dem Tisch liegen, ehe wir anfangen, unsere Haushaltslöcher zu vertiefen.
Was hat denn das Land bislang investiert?
Wir haben, zusammen mit dem Bund, ein Filetstück frei gemacht, das Staatsratsgebäude, eine der besten Adressen – ein richtig gutes Angebot. Und wir haben auch kein Problem, die hochschulrechtlichen Rahmenbedingungen – Promotionsrecht, Titel, Studiengänge – zu schaffen. Letztlich ist und bleibt es aber eine private Hochschule. Und feine Unterschiede sollten erkennbar bleiben: Hier der private Mäzen, der hochfliegende Pläne hat, dort der Staat, der sie möglich macht.
Klingt irgendwie miesepetrig.
Nein, es geht um das Gleichgewicht der Bedingungen. Das Land muss zum Beispiel bei seinen Kleinsten kürzen – bei den Kitas. Das tut richtig weh. Mal ehrlich: Da würde es doch keiner verstehen, wenn wir gleichzeitig eine Hochschule finanzieren, hinter der sich die Creme der Deutschen Industrie versammelt – von Allianz und der Deutschen Bank über BMW bis hin zu Thyssen. Ich nehme an, deren Gewinn-und-Verlust-Rechnungen sehen besser aus als die Berliner.
Kommen Sie wenigstens zum Festakt?
Klar. Ich bringe, falls nötig, sogar ein Fläschchen „Rotkäppchen“ mit – sofern ich eine Einladung erhalte. Die habe ich nämlich noch gar nicht.
Interview: CHRISTIAN FÜLLER
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