piwik no script img

Die Stadt als Laboratorium

Die Konferenz „Urban Drift 2002“ ist an die Peripherie des Alexanderplatzes gezogen. Bis zum 13. Oktober treffen sich Architekten, Künstler und Designer im Café Moskau zum interdisziplinären Dialog über das Phänomen Stadt

Man kann nicht gerade sagen, dass das wieder eröffnete Café Moskau an einem Ort steht, wo sich alle urbanen Fluchtlinien der Stadt überschneiden. Der so genannte Sonderbau aus Zeiten der DDR-Moderne mit seinen utopischen Mosaiken, den sozialistischen Accessoires, Veranstaltungsräumen und Bars steht eher peripher zum Städtischen, das sich in Berlin noch immer in den Kiezen, den neuen und alten Zentren abspielt.

Vielleicht ist das Café Moskau gerade deshalb der ideale Ort, um über heutige und künftige städtische Chiffren aus Architektur, Design und Mobilität zu reden, über neue Arbeitsformen wie New Economy, Kunst, Medien, das Leben und deren Transformation – wie auf der Konferenz „Urban Drift“, die vom 9. bis zum 13. Oktober in den Räumen des Flachbaus stattfindet.

Über 60 Architekten, Designer, Stadtsoziologen und Künstler aus 15 Ländern treffen sich hier zum vierten Mal zu einem Forum für neue Tendenzen in den Bereichen Architektur, Design und Stadtentwicklung. „Es geht um einen offenen interdisziplinären Dialog über Fragen der Architektur im städtischen Kontext“, sagt Kristin Feireiss, Galeristin und frühere Leiterin des Rotterdamer Architekturinstituts, die die Schirmherrschaft für den Kongress übernommen hat. Und es geht um neue Wege dieser Disziplinen selbst.

Einfach wird es für die Veranstalter nicht, sich und Berlin erneut für einen Architekturzirkus zu begeistern, hat doch in diesem Jahr schon der Weltkongress der Architekten UIA die Stadt überrollt. Dennoch bieten das Programm und die Referenten gerade einen Blick hinter jene baulichen Fassaden, die zum Teil den UIA-Kongress prägten – und damit die neueren Aspekte der aktuellen Architekturdiskussion: die Stadt im Wandel, neue urbane Räume, die Städte unter dem Primat der Schrumpfung und die damit notwendig werdenden Experimente.

Unter den Referenten sind Architekten, Stadtplaner und Kritiker wie Stefano Boeri aus Mailand, Philipp Oswalt aus Berlin, Lars Lerup aus Houston, Texas, Christian Huebler aus Zürich, Andreas Ruby aus Köln und Ole Bouman aus Amsterdam. Neben der zweitägigen Konferenz am 11. und 12. Oktober lädt Urban Drift beim „Nightspace“ Künstler, Architekten, Filmemacher und Schriftsteller zum Meinungsaustausch ein, während zugleich beim „Open Workspace“ etliche Architektur- und Designbüros sowie Kunstateliers ihre Türen öffnen. ROLF LAUTENSCHLÄGER

Urban Drift 2002, vom 9. bis 13. Oktober im „Café Moskau“ an der Karl-Marx-Allee 34. Weitere Infos unter www.urbandrift.org

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen