piwik no script img

Großes Rechnen bahnt sich an

Die Bahn gibt erstmals die konkreten Preise der kommenden Ticketreform bekannt: Frühbucher profitieren, bisherige Bahncard-Spontanfahrer müssen mehr bezahlen. Hohe Umtauschgebühren

BERLIN taz ■ Mit einem neuen Preissystem will die Deutsche Bahn vom 15. Dezember an mehr Menschen von der Straße auf die Schiene locken. Bahnchef Hartmut Mehdorn nannte das neue Tarifkonzept gestern in Berlin eine „Zäsur“, die Bahnfahren für Millionen Kunden billiger mache. Bei Verbraucherschützern und Umweltverbänden stieß das neue Konzept auf ein gemischtes Echo: Zwar könnten vor allem Familien künftig deutlich günstiger reisen. Kritisiert wurden aber hohe Stornogebühren beim Verpassen von Zügen und der verringerte Rabatt bei der Bahncard.

Künftig ordert der Kunde nicht mehr eine Strecke, sondern einen Zug: Zu stark ausgelasteten Zeiten wird es teurer, zu Nebenzeiten billiger. Preisvergleiche mit dem derzeitigen System sind schwierig, weil die Bahncard künftig nur noch die Hälfte kostet, aber auch nur noch halb so viel Rabatt bringt. Fast alle bisherigen Sondertarife fallen weg. Dafür werden Rabatte eingeführt, je nachdem ob man einen Tag (10 Prozent), drei Tage (25 Prozent) oder eine Woche vorher bucht (40 Prozent).

Die Reform ist ausgelegt für Leute, die bisher wenig Bahn fahren und daher keine Bahncard haben. Sie sparen. Bisherige Bahncard-Inhaber jedoch dürften in ihrer Mehrheit draufzahlen – so werden zum Teil erhebliche Strafzuschläge fällig, wenn man den gebuchten Zug nicht nimmt. Außerdem sind die Frühbucherrabatte kontingentiert.

Der Fahrgastverband Pro Bahn und der Bundesverband der Verbraucherzentralen sehen das Preissystem kritisch. „Wer mit der Bahn ähnlich flexibel reisen möchte wie mit dem Auto, zahlt künftig drauf“, erklärten beide. Sie monierten vor allem die Senkung des Bahncard-Rabatts von 50 auf 25 Prozent. „Es kann nicht sein, dass gerade Stammkunden durch das neue Preissystem tiefer in die Tasche greifen müssen.“

brennpunkt SEITE 3, meinung SEITE 12

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen