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Rangliste für Sozialämter

„Einsparpotentiale“: Die Sozialbehörde will vergleichen, wer wie viel Hilfe bewilligt

Die Sozialämter bekommen nicht nur mit der Grundsicherung mehr Arbeit aufgebürdet, sie werden auch noch in Konkurrenz zueinander bewertet. Die Behörde plant ein „Benchmarking“, einen Vergleich der Ausgaben und Leistungen der einzelnen Ämter. Dieser soll laut Jesteburger Sparpapier zur „Konkretisierung der Einsparpotentiale“ beitragen.

Etwas netter liest es sich in dem „Übergabekonzept“, das die Sozialbehörde am 26. September den Bezirken für die „Erprobungsphase“ überreichte und das auch der taz hamburg vorliegt. Benchmarking, so heißt es dort, habe nicht nur das Ziel, die Ausgaben zu senken. Es könne auch dazu beitragen, den Mitarbeitern „motivierend gestaltete Arbeits- und Rahmenbedingungen“ zu bieten.

Herzstück des Modells ist der Vergleich von Kennzahlen, den die Sozialbehörde zum monatlichen „Ranking“ der Sozialämter verabeiten soll. Erfasst werden sechs Kennwerte: die Sozialhilfedichte, die Zahl der Abgänge, der Zugänge, die Durchschnittskosten pro Person und Unterkunft und die Ausgaben für einmalige Hilfen, unterteilt wiederum nach Altersgruppen und Familienstand.

ver.di-Funktionärin Sieglinde Frieß kritisiert, dass es sich um rein quantitative Daten handele. „Qualitative Faktoren werden völlig außer Acht gelassen“ – wie beispielsweise die Frage, ob es sich um ein Gebiet mit hoher Altersarmut, vielen Behinderten oder massiver Drogenproblematik handelt. Das führe wiederum dazu, dass Ämter zu Unrecht schlecht gerankt werden. Zudem fehlt dem Projekt eine wissenschaftliche Begleitung, die die Berücksichtigung dieser Faktoren realisieren könnte. kaj

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