: Die Straße der Gewinner
Die Schlossstraße in Steglitz boomt. Statt Leerstand zieht es immer neue und teurere Geschäfte nach Steglitz. Grund dafür sind auch die Kunden aus Brandenburg
Mittlerweile hat sie es auf Platz drei gebracht. 54 Prozent der Westberliner und 14 Prozent der Ostberliner zählen die Schlossstraße in Steglitz zu ihren beliebtesten Einkaufsstraßen. Weiter vorne liegen nur noch Tauentzien/Kurfürstendamm sowie der Alexanderplatz.
Wären die Brandenburger bei diesem Ranking des Instituts für Markt- und Wirtschaftsforschung auch gefragt worden, wäre die Schlossstraße womöglich noch weiter vorne gelandet. Schließlich sind es gerade die Kunden aus dem südlichen Umland, die der Steglitzer Einkaufsstraße den Nimbus einer Straße der Gewinner verleihen.
Vorbei mit Steglitzer Tristesse à la „Bierpinsel“ oder „Kreisel“. Die neuen Symbole des Selbstbewusstseins heißen Galeria, Calida, Redgreen oder Bassler. Kein Wunder, dass auch Wilfried Schlüter, Chef der Händlervereinigung, feststellt: „Die Schlossstraße ist im Aufwind.“ Den verdankt sie vor allem ihrer Lage. Zum Einzugsgebiet gehören Zehlendorf, Dahlem und Lichterfelde, selbst Brandenburger aus Ludwigsfelde, Teltow oder Kleinmachnow kommen. Entsprechend hat sich die Straße auch als Standort des gehobenen Einzelhandels etabliert. In der Galeria ist das Naturkaufhaus inzwischen eine feste Größe, und auch sonst sucht man Billiggeschäfte meist vergeblich. Selbst das Forum Steglitz, einst kein Ruhmesblatt des Bezirks, hat sich seit seinem Umbau als beliebtestes Einkaufscenter Berlins etabliert.
Der Immobilienmarktanalyse der Hypovereinsbank (HVB) zufolge belegt die Schlosstraße mit 5.000 Personen pro Stunde auch den dritten Platz in der Passantenfrequenz. So lautet denn auch die Prognose der Marktanalysten: „Die Schlossstraße wird ihre Attraktivität durch einen umfangreichen Angebotsmix gegenüber den Einkaufscentern im Umland behaupten können.“
Wie sieht es aber mit den geplanten Centern auf der Straße selbst aus, von denen die Rathauspassagen am südlichen Ende mit 30.000 Quadratmetern das größte sein werden? Zwar heißt es im Immobilienbericht der HVB, dass die Erweiterung der Verkaufsfläche zu keinem Überangebot am Standort führen werde. Doch das Beispiel der Karl-Marx-Straße in Neukölln zeigt, dass nach wie vor Skepsis angebacht ist.
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