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Total überbucht?

Universität: Fachbereich Erziehungswissenschaft hat wieder 200 Studierende zuviel. Für die Orientierungseinheiten gibt es keine ausreichend großen Räume

Eine Schreckensnachricht ereilte am Donnerstag früh das Team der studentischen Tutoren, die fürs Wintersemester die Orientierungseinheit planen. Statt der erwarteten 600, so die Kunde per Telefon, wären 939 Studienanfänger zu erwarten. Nach einem Gespräch mit dem Dekan gestern mittag relativierte sich die Zahl auf 839 – 774 auf Lehramt, 65 auf Diplom und Magister. „Das sind immer noch viel zu viele“, sagt eine Sprecherin der Tutoren. Da sich nur 22 Tutoren bereitfanden, müsse es Massen-Orientierungseinheiten (OE) von 80 Teilnehmern geben, für die es keine ausreichend große Räume gebe.

Die Tutorengruppe hat nun einen 10-Punkte-Forderungskatalog an die Fachbereichsleitung gestellt, verlangt unter anderem Vorwahlrecht bei der Raumnutzung, Hilfe beim Nachdruck der OE-Broschüre und Übertragung der Einführung per Bild und Ton ins Foyer des Pädagogischen Instituts, „da zu erwarten ist, dass nicht alle Studienanfänger im Hörsaal Platz finden“. Sollte dies nicht erfüllt werden, wollen die Tutoren streiken.

Die Bilder von überfüllten Seminaren sind den Lehramtsstudierenden noch frisch in Erinnerung. Weil der Numerus Clausus ausgesetzt war, kamen zum Wintersemester 2001 1200 statt der erwarteten 600 Studienanfänger. Ein Teil hat inzwischen das Studium abgebrochen. „Es befinden sich aber noch 300 Studierende im System“, sagt Dekan Meinert Meyer. Da es für sie kein zusätzliches Geld gab, fehlten dem Fachbereich 40 Lehrveranstaltungen. Den neuen Studierendenandrang schätzt Meyer weniger dramatisch ein – geht er doch ebenso wie Uni-Sprecherin Viola Griehl davon aus, das 774 Studienanfänger kommen – was immerhin noch 135 mehr ist als die offizielle Zahl der 639 Anfängerplätze. „Von diesen wird eine gewisse Zahl das Studium nicht antreten“, sagt Meyer, „das schmilzt noch ab“. Die Zulassungsstelle der Uni habe das Fach überbucht, „weil erfahrungsgemäß 20 Prozent den Platz nicht annehmen“, erklärt auch Griehl. Dies sei im Interesse der Studienanfänger, die sonst auf Wartelisten stünden. Allerdings könne es schon sei, dass sich dieser Trend ändere, weil viel Werbung für den Lehrerberuf gemacht wurde.

„Wir glauben nicht an die Schwundquote“, sagen denn auch die OE-Tutoren, die sich von Fachbereichsleitung und Politik zu wenig unterstützt sehen. „Das Dekanat schiebt die Probleme auf die Studierenden ab“, kritisiert Christian Schomann vom Asta der Universität. So haben die Professoren fürs kommende Semester für alle Seminare eine Begrenzung auf 30 Teilnehmer beschlossen, die nur ausnahmsweise überschritten werden soll. Schomann: „Aber auch der Wissenschaftssenator ist gefragt.“ Diese weitere Erschwerung der Bedingungen zeige, wie ungerecht Gebühren für Langzeitstudierende seien. KAIJA KUTTER

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