: Kein Sozialismus, das war Spießerkram
Dass der Mann ein Phänomen ist, zeigt sich schon daran, dass er als Nervdaddler im Vorprogramm von berühmter gewordenen Hamburger Bands sein Liedgut zerstrubbeln durfte und man ihn hinterher doch immer noch dafür knuddeln wollte. Knarf Rellöm. Was nur die rückwärtige Lesart seiner bürgerlichen Existenz ist. Eher ein laues Witzchen, eigentlich. Aber Rellöms Knarf darf auch das, und er darf sogar sämtliche schlechte Eigenschaften von Rock durchspielen, also die Ausfallschritte, auf den Boxen herumklettern und sogar mit dem Arsch wackeln, ohne dass man bei solchen Ausfällen nur noch indigniert auf den Bassisten schauen will (was in dem Fall eine Bassistin ist). Weil’s wirklich rockt. Weil die Sache tatsächlich ins Schwitzen kommt, wie man das von einem erwarten darf, dem in jüngeren Jahren bei Huah! (ältere Semester erinnern sich vielleicht noch an ihre Einschulung mit dieser Band ins Hamburger Schulwesen) tiefe Einsichten gelungen sind – „Ich war dein Auto“ – und der seinen krachigen Weg from Disco to Disco weiter gegangen ist. Großes Scheppern. Großer Spaß. Dass man spätestens selber mit dem Arsch wackelt, wenn Knarf Rellöm skandiert: „Das war kein Sozialismus, das war Spießerkram. Wir sind nicht am Ende. Wir fangen an.“ Im Zentral darf man dabei mindestens bis drei zählen, weil auch der Popchor Berlin unter der Leitung von Almut Klotz sich als frische Stimme in der ehrwürdigen Tradition des Gemeinschaftsgesangs präsentiert und Mondo Fumatore, modernes Recycling-Institut für alles Gute zwischen Velvet Underground und Robert Mitchum, Neues bringt. Alles für 8 Euro.
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