: Blockheizkraftwerke und Pappschachteln
Regelmäßig stellen wir an dieser Stelle zwei aktuelle Werte aus dem Natur-Aktien-Index (NAI) vor. Heute: die beiden Unternehmen Jenbacher AG aus dem Energiesektor sowie Mayr-Melnhof Karton AG mit Verpackungsmaterialien
Die Jenbacher AG (Österreich) gehört seit der Auflage des NAI vor fünf Jahren zu den Index-Werten. Jenbacher produziert heute Gasmotoren und Blockheizkraftwerke (BHKW), früher waren auch Schienenfahrzeuge dabei. Hervorgegangen ist das Unternehmen (WKN 70 535) aus der Fusion der Jenbacher Werke AG, der Jenbacher Energiesysteme AG und der Jenbacher Transportsysteme AG im Juni 1998. Über 50 Prozent der Aktien werden von Privatstiftungen und Großinvestoren gehalten, der Rest befindet sich in Streubesitz. Der Umsatz erhöhte sich im Geschäftsjahr 2001 gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent auf insgesamt 249 Millionen Euro. Die Exportquote liegt bei rund 95 Prozent, wobei „neben den europäischen Kernmärkten und dem amerikanischen Markt vor allem die Präsenz im asiatischen und pazifischen Raum gestärkt wurde“. Zulieferer kommen aus Deutschland, Großbritannien, der Schweiz und Österreich.
Bereits 1979 stellte Jenbacher die ersten BHKW-Module her. Heute ist das Unternehmen mit einem Marktanteil von 36 Prozent im Segment 300 bis 3.500 Kilowatt Weltmarktführer. In Blockheizkraftwerken werden gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt. Diese Kraft-Wärme-Kopplung gilt als eine „der kostengünstigsten und umweltfreundlichsten Alternativen zu konventionellen Großkraftwerken“, weiß das hannoversche Institut Markt-Umwelt-Gesellschaft, das regelmäßig Unternehmensprofile der NAI-Werte erstellt.
Jenbacher investiert regelmäßig in Forschung und Entwicklung, wobei der Schwerpunkt auf dem „Ausbau der Technologieführerschaft bei BHKW und der Verbesserung der Verbrennungstechnologie“ liegt. Ein eigener Umweltbericht wird seit mehreren Jahren publiziert, und betrieblicher Umweltschutz ist seit 1995 Bestandteil der Unternehmenspolitik.
Hinsichtlich seines sozialen Engagements hebt sich Jenbacher nicht von vergleichbaren Unternehmen ab. Allerdings profitieren die Mitarbeiter (2001: 1.182) von innerbetrieblichen Sozialleistungen wie Gewinnbeteiligungen oder der Übernahme medizinischer Leistungen. Überdurchschnittlich ist die unternehmensweite Ausbildungsquote von 8,4 Prozent.
Auch die Mayr-Melnhof Karton AG ist ein österreichisches Unternehmen. Die ebenfalls seit ihrer Gründung im NAI vertretene Firma erzielt nahezu 90 Prozent ihres Umsatzes mit der Herstellung von Karton und Kartonverpackungen.
Die Mehrheit (60 Prozent) der Aktien befindet sich in Familienbesitz. Im September 1999 wurde das Unternehmen (WKN 890 447) in den Dow Jones Sustainability Group Index aufgenommen. Bei einem Umsatz von 1,12 Milliarden erzielte Mayr-Melnhof 2001 einen Gewinn von 77,9 Millionen. Es gibt in Mittel- und Westeuropa etwa 100 Tochtergesellschaften. Europaweit wird an insgesamt 29 Standorten produziert.
Verpackungen werden heute bereits zu 90 Prozent aus Altpapier hergestellt. So auch die von Mayr-Melnhof produzierten, die recycelbar sind. Zusätzlich benötigte Rohstoffe werden aus Holz gewonnen, das aus nachhaltiger Bewirtschaftung stammt. Papier und Karton sind zu 100 Prozent ungebleicht und chlorfrei.
1999 erhielt Mayr-Melnhof für das Projekt Wirbelschichtschlammtrocknung den Neptun-Innovationspreis für Wasser. Reststoffe, die bei der Abwasserreinigung anfallen, werden dabei „zu einem homogenen Produkt verarbeitet, das in der Baustoffindustrie zum Einsatz kommt“. Die Produktion von Karton und Papier erfolgt zu 100 Prozent im geschlossenen Wasserkreislauf. Umweltfreundliche Büromaterialien sind obligat, ebenso wie die Verwendung gut recycelbarer Druckfarben. Es gibt ein Umweltprogramm, das für jeden Produktionsstandort gilt. Auch Lieferanten und Zulieferer vor Ort müssen die Umweltrichtlinien der Firma einhalten.
Das Unternehmen bietet seinen Mitarbeitern (5.419 im Jahr 2001) nicht nur Gewinnbeteiligung in Form von Jahresprämien an. Gleichzeitig „existieren Mitbestimmungsmöglichkeiten in Arbeitsgruppen“, gibt es „einen hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad“ und einen „europäischen Betriebsrat“. Kritisch zu betrachten sei jedoch „das Bestreben von Mayr-Melnhof, führender Hersteller von Zigarettenverpackungen in Europa zu werden“. KATHARINA JABRANE
www.jenbacher.com;www.mayr-melnhof.co.at; www.imug.de. Das Imug ist der Uni Hannover angeschlossen und arbeitet im Bereich Investment Research und Nachhaltigkeit. Tel. (05 11) 9 11 15-0
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