Ein Stückchen höher in den Himmel

Ein gestandener Engel mit einem Hauch von Anarchie: Der Schauspieler Otto Sander wird mit einer Monografie gewürdigt

„Otto Sander – Ein Hauch von Anarchie darf schon dabei sein …“ Buchpräsentation und Auftakt einer Sander-Filmreihe am Sonntag um 19 Uhr im Arsenal, Potsdamer Platz

Richtig geschafft hat man es wohl dann, wenn der Name auch in der Literaturgeschichte eingeschrieben ist. Ewigkeit gegen die verteufelt kurze Halbwertszeit des Feuilletons. Wie Paul Wegener. Schauspielerischer Koloss der Filmgeschichte, der sogar noch ein Stückchen höher in den Himmel wuchs, weil ihm Joachim Ringelnatz ein Gedicht widmete (mit dem wundersamen urgewaltlichen Vers „Der Regen ist noch regener, wenn er aufs Wasser fällt“). Die Krone.

Als Zepter aber darf dann schon eine Monografie gelten, und genau damit wird jetzt Otto Sander gewürdigt: Im Berliner Henschel Verlag erscheint „Otto Sander – Ein Hauch von Anarchie darf schon dabei sein …“ von Klaus Dermutz und Karin Meßlinger. Am Sonntag wird das Buch im Arsenal vorgestellt, in Anwesenheit der Autoren und des Gewürdigten, und der Termin ist gleich noch Auftakt einer langen Reihe von Filmen mit Otto Sander, der zweifellos einer der besten Schauspieler Deutschlands ist. Was nun wirklich nicht daran liegt, dass es auf dem Terrain keine Konkurrenz gäbe. Bruno Ganz etwa. Sanders Schauspielkumpel. Beide sind dann gleich im Doppelpack in den Wenders-Elegien „Der Himmel über Berlin“ und „In weiter Ferne so nah“ zu sehen. Das aber erst im Novemberprogramm der Filmreihe.

Davor gibt es unter anderem noch einen Rückblick in bewegte Aufbruchszeiten des (West)-Berliner Theaters, denn in seiner Verfilmung von Kleists Novelle „Die Marquise von O.“ (30. 10.) besetzte Eric Rohmer die Hauptrollen mit den Ensemblemitgliedern der damals jungen Schaubühne, zu der auch Otto Sander zählte (und der dabei seiner Rolle als Bruder der Marquise etwas von Buster Keaton gibt). Zum Auftakt der Reihe am Sonntag sind Kurzfilme zu sehen, darunter mit Roland Klicks „Ludwig“ Sanders erste Arbeit vor der Kamera überhaupt und Peformance-Arbeiten mit der Künstlerin Rebecca Horn.