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Joschka setzt sich durch

Die grüne Bundestagsfraktion hört bei der Wahl ihrer Vorsitzenden nicht nur auf Joschka Fischer, aber auch. Seine Favoritinnen Katrin Göring-Eckardt und Krista Sager gewannen

BERLIN taz ■ Bis zuletzt können noch Kandidaten aufspringen. So lautet der eine Grundsatz, wenn die neue grüne Bundestagsfraktion ihre Spitze wählt. Bis zuletzt können Kandidaten wieder abspringen, ist die andere Erfahrung.

Der Umweltexperte Reinhard Loske hatte zwei Tage vor dem Wahlgang aufgegeben. Gestern erklärte auch die Sozialpolitikerin Thea Dückert, die kurzfristig erwogen hatte, anzutreten, ihren Verzicht. Damit heißen die neuen Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt und Krista Sager – denn der dritte Grundsatz grüner Wahlen griff diesmal nicht: dass eine Überraschung alle Erwartungen über den Haufen werfen kann.

Katrin Göring-Eckardt schlug den einzigen Gegenkandidaten, Werner Schulz, klar mit 30 zu 22 Stimmen bei 3 Enthaltungen. Schulz verzichtete wie angekündigt auf eine Kandidatur gegen Sager, da er mit ihr „gerne ein Team gebildet hätte“.

Zuvor hatte die Fraktion das Wahlverfahren so geändert, dass Schulz’ Chancen maximal waren. „Wir wollten uns nicht dem Vorwurf aussetzen, Männer zu verhindern“, erklärte die frauenpolitische Sprecherin Irmingard Schewe-Gerigk hinterher. Anders als von Schulz’ Anhängern befürchtet, durfte der Ostdeutsche damit bereits im ersten Wahlgang antreten, der bei den Grünen meist für Frauen reserviert ist. Er konnte dadurch direkt in Konkurrenz zur Thüringerin Göring-Eckardt treten.

Der Ausgang der Wahl zwischen den zwei profiliertesten Ostdeutschen der Fraktion ist zugleich ein Signal. Die Grünen versprechen sich mit einer 36-jährigen Frau der Nachwendegeneration bessere Chancen bei den Ostwählern als mit einem 52-jährigen Veteranen der Bürgerrechtsbewegung.

Schulz war als klarer Außenseiter angetreten. Das Spitzenteam der grünen Wahlkämpfer um Joschka Fischer hatte sich intern für das Ost-West-Duo Sager und Göring-Eckardt ausgesprochen. Fischers Widerstand stellte für Schulz’ Kandidatur die größte Hürde dar. Der Obergrüne führte 1994 bis 98 die Fraktion, Schulz gab damals den parlamentarischen Geschäftsführer. Der Veteran der ostdeutschen Bürgerbewegung sieht sich als unabhängiger Kopf, Fischer hält ihn dagegen für zu individualistisch, um die Fraktion zu integrieren. Angesichts der knappen Mehrheitsverhältnisse der Koalition hat dieses Argument wohl noch an Gewicht gewonnen.

Die Hamburger Exsenatorin Sager und die Thüringerin Göring-Eckardt können demgegenüber auf eine lange und reibungsloe Zusammenarbeit mit Fischer zurückblicken. Die frisch gebackene Abgeordnete Sager gehörte in den 90er-Jahren dem Parteivorstand an, ihre 36-jährige Kollegin hat die letzten zwei Jahre als Fraktionsgeschäftsführerin auch das Innenleben der Koalition kennen gelernt.

Harmonie dürfte bei der Neubesetzung der Geschäftsführerposten geherrscht haben. Bei Sitzungsbeginn gab es drei Kandidaten für drei Posten: den Rechtspolitiker Volker Beck für Göring-Eckardts Nachfolge sowie Ekin Deligöz und die Kosovo-Rebellin Irmingard Schewe-Gerigk als Stellvertreter. Die Wahl dauerte gestern noch an.

PATRIK SCHWARZ

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