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Umfrageergebnis führt in den Knast

Iranischer Meinungsforscher inhaftiert: 75 Prozent der Befragten für US-Beziehungen

TEHERAN dpa ■ Ein iranischer Meinungsforscher ist wegen eines proamerikanischen Umfrageergebnisses verhaftet worden. Wie die staatliche Zeitung Iran gestern berichtete, wirft die Justiz dem Leiter des Nationalen Meinungsforschungsinstituts Nirs vor, bei zwei Umfragen über die USA falsche Ergebnisse ermittelt zu haben. 75 Prozent der Befragten hatten darin die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zum iranischen Staatsfeind USA befürwortet. Die Umfrageergebnisse hatten in konservativen Kreisen wütende Reaktionen ausgelöst. Das Nirs hatte die beiden Erhebungen im Auftrag von Reformpolitikern durchgeführt. Der Auswärtige Ausschuss des Parlaments hatte mehrfach die Richtigkeit der Ergebnisse bestätigt. Wegen der Umfragen wurden der Abgeordnete des Reformflügels, Ahmed Burqani, und der Leiter der amtlichen Nachrichtenagentur Irna, Abdullah Nasseri, vor Gericht vorgeladen.

Der beschuldigte Institutsleiter Behruz Geranpayeh wurde in das berüchtigte Teheraner Evin-Gefängnis gebracht. Eine Kaution in Höhe von rund 256.000 Euro konnte der Beschuldigte nicht zahlen. Geranpayeh soll wegen der Verbreitung von Lügen und Handlungen gegen das islamische System angeklagt werden. Die Justiz ließ das Forschungsinstitut schließen.

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