piwik no script img

Ideologischer Brandstifter

Gemeinsam gegen Linke und den Verfassungsschutz: Burschenschaft Germania Hamburg empfängt den rechten Bonner Politikprofessor Hans-Helmuth Knütter

„Gehen Sie offensiv gegen die Feinde der Burschenschaft vor“, empfahl Hans-Helmuth Knütter 1997 auf dem Burschentag in Jena: „Fünf Finger sind keine Faust – schließen Sie sich zur Faust zusammen.“ Heute Abend spricht der emeritierte Bonner Professor für Politik bei der Burschenschaft Germania Hamburg über das vermeintlich falsche Feindbild des bundesdeutschen Verfassungsschutzes (VS) – die Rechte. Gegen 20 Uhr erwartet die rechtsextreme Studentenverbindung ihren Gast. Er wird den von ihn mit herausgegebenen Band „Der Verfassungsschutz. Auf der Suche nach dem verlorenen Feind“ vorstellen.

Seit Jahren verneint Knütter, langjähriges CDU-Mitglied und früherer Referent der Bundeszentrale für politische Bildung und des Bundesinnenministeriums, jegliche Gefahr durch den Rechtsextremismus. Er behauptet, dessen Bedeutung läge „nur in den Vorstellungen seiner Gegner“, die sich „des rechtsextremen Schreckbildes oft nur zur Ablenkung bedienen“.

Über die tatsächlichen „Feinde des deutschen Volkes“, die „wirren Gefühlssozialisten, kriminellen Antifaschisten“ und „gewalttätigen Autonomen“ spricht der frühere Professor regelmäßig bei rechtsextremen Vereinigungen, wie der „Gesellschaft für freie Publizistik“ oder den „Deutschen Konservativen“. An der Bonner Universität koordinierte er den „Ost-West-Arbeitskreis“, der den Auschwitzleugner David Irving einlud, und den „Arbeitskreis Linksextremismus“, der Anti-Antifa-Kampagnen entwickelte.

In einem aktuellen Interview mit der Parteizeitung der Republikaner bezeichnet Knütter die VS-Berichte als „volksverhetzende“ und „parteipolitische Propagandaschriften“, die eingestellt werden sollten. Allein die Linke müsse beobachtet werden. In dem unionsnahen Deutschland-Magazin beklagt er indes, dass der VS nicht die einzelnen Gewerkschaften des DGB und den „linksextremistischen Teil der evangelischen Kirche“ observiere.

Die Germania-Burschenschaftler dürften sich heute Abend durch den „ideologischen Brandstifter“, wie Knütter nach einem Gerichtsurteil bezeichnet werden darf, bestätigt fühlen. „Aus ihrer Ablehnung der Demokratie“, so der Hamburger Verfassungsschutz, „machen viele Germanen keinen Hehl“.

Andreas Speit

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen