Die Frau im Fokus

Gruner + Jahr bringt „Woman“ heraus und spart in den USA „Rosie“ ein

HAMBURG/BERLIN taz ■ Endlich macht Gruner + Jahr ein Magazin für die „erwachsene Frau“ – und die kann Englisch: Woman heißt der neueste Titel aus dem Hamburger Verlagshaus und ist gar nicht so neu: Das Original kommt aus Österreich, heißt auch Woman und wird von einer Gruner + Jahr-Tochter herausgegeben – hat aber mit der deutschen Ausgabe wenig zu tun. Die kostet einen Euro und ist ab heute am Kiosk zu haben. Mit eigenen Themen, aber den „gelernten Strukturen aus Österreich“, wie Gruner + Jahr-Zeitschriftenchef Rolf Wickmann verkündete.

Das neue Blatt soll ein „Stern für die Frau“ sein, erinnert aber bestenfalls an den Focus. Immerhin: Woman behandelt nicht nur die klasssichen Themen aus Lifestyle, Beauty und Society, sondern auch Politisches.

So gesehen ist die Zeitschrift der Papier gewordene Synergieeffekt: Von der Gala über Essen und Trinken bis hin zum Stern haben die Blattmacher aus den Konzepten so ziemlich aller Produkte von Gruner + Jahr kopiert. Einen Vorsprung gegenüber den anderen vierzehntägig erscheinenden Frauenzeitschriften soll Woman durch ihre hohe Aktualität haben.

Wickmann spricht angesichts der Branchenkrise trotzig von einem „guten Vertauen in die Zukunft“, und tatsächlich hat die Zeitschrift nahezu keine Konkurrenz durch andere Neuerscheinungen. Obendrein gibt es noch einen satten Werbeetat von 20 Millionen Euro. Die Titelseite der ersten Ausgabe ziert „Blondes Gift“-Talkerin Barbara Schöneberger. Sie habe sich, sagt Chefredakteur Karsten Flohr, „gegen internationale Konkurrenz wie Madonna durchgesetzt“.

Eine andere Titelfigur brauchte Woman erst gar nicht zu fürchten: Nur vier Tage vor der Neuerscheinung hat Gruner + Jahr das Aus für sein amerikanisches Celebrity-Magazin Rosie besiegelt. Nur 18 Monate prangte der Name der Daily-Talkerin Rosie O’Donnell auf dem eigenen Magazin, der Versuch von Gruner + Jahr, Profit aus dem Erfolg ihrer Daily-Talk-Show „Rosie“ zu schlagen, ist gescheitert.

O’Donnell hatte ihre Show aufgegeben und dazu auch ihr „Queen of Nice“-Image. Nun hat sie sich zur „Über-Bitch“ ernannt, was zum netten Lifestyle-Magazin ihres Namens so gar nicht passt. Auch dass sie sich als Lesbe geoutet hat, mag dem Verlag nicht so recht zugesagt haben. Fortan lag sie im Clinch mit ihrem Herausgeber und zog sich bereits im September aus dem Magazin zurück.

Prompt hatte sie eine Klage am Hals: Schadenersatz in Höhe von etwa 100 Millionen Dollar verlangte der Verlag, die geprellte Ex-Queen-of-Nice kündigte eine Gegenklage an. Keine gute Basis, um weiterzuarbeiten, denn beide waren als 50-Prozent-Teilhaber am Projekt Rosie aufeinander angewiesen.

Das Ende des Magazins bedeutet die Entlassung von 120 Mitarbeitern – das betrübt die streitlustige Rosie laut Aussage ihrer Sprecherin: „Das Team war großartig und hätte eine weitere Chance verdient.“

Nicht nur Rosie steht in den USA schlecht da, auch die Magazine ihrer Kolleginen Oprah Winfrey und Martha Stewart halten nicht das, was sich die Verlage von ihnen versprochen hatten.

Schon werden die als Zugpferde gedachten Promi-Namen auf den Titelseiten kleiner: So heißt das Magazin Martha Stewarts Living mittlerweile nur noch Living, der Name „Martha Stewart“ steht nur noch sehr klein daneben. Die verkauften Exemplare von O – The Oprah Magazine dezimierten sich jüngst selbst um ein Drittel.  STG, JUB