: Service zwei Wochen später
Das Bürgerzentrum in der Pelzerstraße startet am 14. Dezember. Es wird auch samstags geöffnet sein. Dafür sollen die Service-Center langfristig die Ortsämter weiter schrumpfen lassen
Am 14. Dezember soll es – mit zwei Wochen Verspätung – tatsächlich losgehen: Das erste „BürgerServiceCenter“ (BSC) nimmt seinen Betrieb an der Pelzerstraße auf – dem neuen Dienstleistungsanspruch gemäß, an einem Samstag: „So richtig mit Schere und Durchschnitt einer Schnur“, wie Innensenator Kuno Böse (CDU) es sich vorstellt.
Von einem „Paradigmenwechsel“ sprach er bei der gestrigen Vorstellung des Konzepts der „Lokalen Dienstleistungszentren“: Der bestehe darin, dass (Neu-)BremerInnen sich zukünftig viele Ämtergänge sparen können sollen, weil sie nicht mehr vom Amt für Straßen und Verkehr (Auto anmelden) zum Stadtamt (sich selbst melden) und zum Amt für Wohnung und Städtebauförderung (Wohnberechtigungsschein) hetzen müssen. Das soll alles an einem Ort möglich sein. In der Praxis soll Liese Müller sich beim Call-Center des BSC einen Termin geben lassen, um dann auf einen gut vorbereiteten „KundInnenbetreuer“ zu treffen. Der soll alle Unterlagen so weit vorbereitet haben, dass ein „Kommen sie nächste Woche noch mal wieder, wenn ihr Antrag bearbeitet ist“ nicht mehr vorkommt. Mit ihren Öffnungszeiten nähert sich die Pelzerstraße dem Einzelhandel an: Montags bis freitags zwischen halb acht morgens und halb sieben abends sowie samstags zwischen neun und 13 Uhr kann man Anträge stellen. Auch ohne Termin soll es gehen: Dann werde schon am Empfang geklärt, ob man alle Unterlagen vollständig dabei habe, erklärte die neue Leiterin des BSC, Petra Schuh.
Die veränderten Arbeitszeiten der „KundenbetreuerInnen“ betrachte auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi nicht mehr ablehnend. Die Gewerkschaft lasse die Erfahrungen mit den neuen Öffnungszeiten wissenschaftlich begleiten, sagte Böse.
Leisten sollen diese Arbeit insgesamt 54 Angestellte, von denen etwa die Hälfte von außen ins Stadtamt kommt. Laut Leiterin Schuh stammen viele der „Externen“ aus anderen Dienstleistungsbereichen, etwa Banken. Denen sind vermutlich Begriffe wie „KundInnenorientierung“ oder „Reklamationsmanagement“ vertrauter, als den bisherigen BehördenmitarbeiterInnen. Letztere werden derzeit geschult. Unterstützt werden die 54, die bis zu 600 KundInnenkontakte täglich haben sollen, von Automaten, an denen man Gebühren bezahlen und – perspektivisch – auch „einfache Vorgänge“ erledigen können soll. Welche das sein werden, wussten Böse und Schuh noch nicht.
Das Dienstleistungszentrum an der Pelzerstraße ist das erste seiner Art in Bremen. Folgen sollen Einrichtungen in Horn-Lehe im Dezember und in Vegesack und Gröpelingen im kommenden Jahr, die im Rahmen einer zweijährigen Pilotphase arbeiten werden. Für die Zukunft sieht Böse weitere „lokale Dienstleistungszentren“ vor, die die Ortsämter teilweise ablösen sollen. Das beäugt etwa Schwachhausen mit Skepsis: Das dortige Ortsamt könnte zugunsten von Pelzerstraße oder Horn-Lehe verschwinden. Trotz Konzentration auf weniger Standorte und Personaleinsparungen in den dezentraleren Ortsämtern versprach Böse: „Niemand braucht Angst zu haben, dass er ganz weit weg wohnt und lange Wege hat.“ Abwarten. Ulrike Bendrat
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen