piwik no script img

AufSchalke gibt Feuer

Die NFL-Europe sucht in ihrer 11. Saison Erfolg in neuen Stadien: Rhein Fire bietet sich im Pott an, Berlin Thunder strebt ins Olympiastadion und auch die Barcelona Dragons wollen ein neues Domizil

von VOLKER OHM

Neben dem Schlachtruf „Attacke“ der Schalker Fußballfans wird in der Arena AufSchalke künftig der Anfeuerungsgesang „Go Rhein Fire“ erschallen – wenigstens zwei Jahre, möglicherweise sogar länger. Bratwurst und Pils in der einen Woche, Hamburger, Big Mac, Altbier und Cheerleader in der nächsten. Der jetzt zwischen der Arena und der American-Football-Liga NFL Europe beziehungsweise deren Vertreter Rhein Fire geschlossene Vertrag besitzt nämlich eine Laufzeit von fünf Jahren, inklusive einer Ausstiegsklausel für beide Seiten nach zwei Jahren. Dass Schalkes Manager Rudi Assauer diese Option ziehen wird, ist unwahrscheinlich, blieb das angekündigte Vermarktungspotenzial der Arena doch bisher weit hinter den Planzielen zurück. Rhein Fire dagegen kann nach zwei Jahren in die bisherige Heimat Düsseldorf zurückkehren.

Hintergrund des Umzugs ist der Bau einer neuen Multifunktionsarena auf dem Gelände des Düsseldorfer Rheinstadions, der bisherigen Heimstätte der Football-Spieler. Bauzeit: zwei Jahre. Für beide Vertragspartner ist aber nach Ablauf zweier Spielzeiten auch ein weiteres Szenario denkbar. Rhein Fire kehrt nach Düsseldorf zurück und im Zuge einer Erweiterung der NFL Europe oder einer Lizenzübertragung wird ein zusätzliches Team in Gelsenkirchen installiert.

Dieses Denkmodell bestätigte auch Jim Connelly, Managing Director der NFL Europe, welcher zudem dem zuletzt ausgeschiedenen Mitbewerber um das Rhein-Fire-Team, dem Müngersdorfer Stadion in Köln, gute Chancen bei einer Liga-Erweiterung einräumte. Schalke-Manager Rudi Assauer gibt sich aber optimistisch, auch über einen längeren Zeitraum American Football AufSchalke zu beheimaten. „Ich hoffe, wir können den Vertrag schon nach dem ersten Jahr auf zehn Jahre verlängern“, so Assauer, der durchschnittlich über 40.000 Football-Fans zu den fünf Fire-Heimspielen pro Saison erwartet.

Neben der Vertragslaufzeit war die Frage, auf welchem Untergrund die Footballspieler dem Lederei nachjagen, lange ein Knackpunkt. „Ein erster Test ergab, dass die Linienführung sowie die unterschiedlichen Embleme der Teams innerhalb von zwei, drei Tagen weggewischt werden können“, erklärte Alexander Leibkind, General Manager der Football-Mannschaft, und so komme man um die 1,6 Mio. Euro-Investion für einen Kunstrasen wohl herum. Jim Connelly gab zudem bekannt, dass bereits Gespräche über die Austragung des World Bowl (Liga-Endspiel) im Jahre 2004 AufSchalke laufen. Derweil sucht Schalke-Manager Assauer schon einmal unter seinen Exprofis nach einem geeigneten Nachfolger für den zurückgetretenen Kult-Kicker „Manni“ Burgsmüller als neue Identifikationsfigur.

Längst nicht geklärt ist dagegen die Stadionfrage in den NFL-Europe-Städten Berlin, Amsterdam und Barcelona. Der amtierende Champion Berlin Thunder, der die letzte World Bowl im Rheinstadion gegen Düsseldorf gewann, bekommt reichlich Druck von der Ligazentrale. Der Umzug aus dem wenig attraktiven Jahn-Sportpark in das Olympiastadion soll realisiert werden. „Im Jahn-Sportpark können wir nie die Gewinnzone erreichen“, sieht Thunder-Sprecher Frank Weiss nur in der großen Arena die Möglichkeit, endlich schwarze Zahlen zu schreiben. Eine endgültige Entscheidung ist zuletzt immer wieder verschoben worden, nicht zuletzt, weil mit Hertha BSC, dem Berliner Senat, der Renovierungsmaßnahmen durchführende Walter Bau AG, der Stadionverwaltung und eben Thunder die Interessen von gleich fünf Parteien unter einen Hut gebracht werden müssen. Verlaufen die Verhandlungen aus Sicht von Thunder negativ, ist sogar ein Verkauf der Berliner Lizenz an eine andere Stadt nicht ausgeschlossen.

Auch in Amsterdam wird über die Stadionfrage diskutiert. Dort lief nach der vergangenen Saison der Vertrag zwischen den Admirals und der ArenA aus. Laut Admirals-PR-Direktor Perry Hendriks wird zurzeit über einen neuen Kontrakt mit Laufzeit bis 2006 verhandelt. Die FC Barcelona Dragons wollen indes einen ganz anderen Weg gehen. Seit Liga-Gedenken mit der „roten Zuschauer-Laterne“ ausgestattet, planen die Verantwortlichen in Spanien, aus dem stets gähnend leeren Olympiastadion von 1992 (Fassungsvermögen: 54.000 Zuschauer) in das Mini Estadi neben dem Nou-Camp-Stadion des Kooperationspartners FC Barcelona umzuziehen. Lediglich die Situation bei den Scottish Claymores stellt sich unproblematisch dar. In deren Spielstätte, dem Glasgower Hampden Park, wird dann auch im Juni kommenden Jahres der World Bowl, das Finale der 11. NFL-Europe-Saison, steigen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen