Kommentar
: Chancengleichheit kommt in der Gesamtschule zu spät

Es ist schon erstaunlich, wie altbacken die aktuelle Bildungsdiskussion geführt wird. Alles müsste anders gedacht werden: Die Neurobiologen haben in den letzten Jahren entscheidende Erkenntnisse gewonnen, wie sich unser Gehirn entwickelt. Kurz gesagt: Wenn die Gesamtschule beginnt – ab einem Alter von zehn Jahren – entwickelt sich da nicht mehr viel.

Wer die intellektuelle Leistungsfähigkeit der Kinder fördern will, muss gucken, was vorher passiert. In der Zeit vor dem Kindergarten-Alter ist die Entwicklung des Gehirns am rasantesten. Im Kita-Alter werden wesentliche intellektuelle Weichen gestellt. Wer das begreift, muss Ausbildung und Bezahlung der Erzieherinnen sofort radikal verbessern. Nichts davon passiert.

In der Grundschule gibt es – endlich! – ein bisschen Englisch. Fremdsprachen lernt man vor dem zehnten Lebensjahr erheblich leichter. Natürlich ist Baden-Württemberg längst weiter. Nachdem die Chancen in den ersten Lebensjahren ungleich verteilt sind, ist es völlig lächerlich, große Reden über „Chancengleichheit“ zu führen.

Und: Intellektuelle Fähigkeiten, die im frühen kindlichen Alter nicht gefordert werden, sterben ab, sagen uns die Gerhirnforscher. „Fördern“ ohne fordern gibt es nicht.

Klaus Wolschner