: Zigaretten jetzt auch per Internet erlaubt
Seit Ende August kann man Glimmstängel billiger aus EU-Ländern bestellbar. Verbraucherschützer warnen
FRANKFURT/MAIN afp ■ Von Zigarettenpreisen wie in Spanien oder Portugal konnten deutsche Raucher bislang nur träumen. Während eine Stange Marlboro & Co. hierzulande mit etwa 30 Euro zu Buche schlägt, qualmt es sich in den Raucherparadiesen der Europäischen Union (EU) dank niedriger Steuern oft um ein Drittel billiger. Seit Ende August ermöglicht eine Änderung im Tabaksteuergesetz nun den grenzüberschreitenden Tabakkauf im EU-Ausland, ohne dazu selbst eine Reise antreten zu müssen.
Der Gesetzgeber gestattet privaten Konsumenten „bei einem in einem anderen Mitgliedsstaat ansässigen Verkäufer Tabakwaren“ telefonisch, schriftlich oder per Internet zu bestellen. Er muss lediglich „einer anderen Person als dem Verkäufer den Auftrag zum Transport der Tabakwaren erteilen“. Im Klartext: Der deutsche Kunde bestellt die Glimmstängel bei dem Tabakhändler seines Vertrauens in Lissabon, und dieser schickt das Paket per Post oder Spediteur nach Deutschland – zollfrei und legal.
Auf die erlaubten vier Stangen Zigaretten kommen zwar noch einmal rund 17 Euro Porto, dennoch sei der Spareffekt enorm, errechneten Verbraucherschützer: Bis zu 20 Euro bleibe der Einkauf unter dem hiesigen Ladenpreis.
Die zu erwartetenden Steuerausfälle durch die Billigqualmer sind nicht unerheblich: Wenn künftig jeder zehnte Raucher seine Ladung Nikotin aus dem EU-Ausland bezöge, entstünde ein Loch im Steuersäckel von rund 1,2 Milliarden Euro, errechnet die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Auch wenn die Industrie derzeit noch gelassen auf die grenzüberschreitende Konkurrenz reagiert, könnte doch spätenstens mit der nächsten Tabaksteuererhöhung zum 1. Januar die Suche nach günstigeren Alternativen um sich greifen. Dann verteuert sich der blaue Dunst um einen Cent pro Zigarette.
Erste Internet-Angebote zum organisierten Kaufrausch ließen nicht auf sich warten: Unter www.eurotabacco.com ist die Stange Marlboro zu je 21,45 Euro zu haben, zehn Packungen rote Gauloises bereits für 19,50. Verbraucherschützer warnen: Eine leidgeprüfte Internetkundin erhielt zwar nach drei Monaten ihre Zigaretten, allerdings nebst einer Rechnung vom Zoll über 97,44 Euro nachzuzahlende Tabaksteuer. Das Problem: Die Billigware stammte von den Kanaren, die steuerrechtlich nicht zur EU gehören. Ebenso warnen sie vor Schneeballsystemen mit „Mitglieds-Gebühren“ wie bei www.zigaretten-paradies.de.vu.
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