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Kühle Argumente im Treibhaus

Den Klimawandel stoppen: Der BUND diskutiert auf einem Kongress in Hamburg technische Möglichkeiten und politische Wege. Mit dabei sind auch die Versicherungen – denn Umweltschäden kommen sie immer teurer zu stehen

Versicherer sind die natürlichen Verbündeten von Umweltschützern

von GERNOT KNÖDLER

Langsam erwacht auch das Interesse des Establishments am Klimaschutz. Internationale Banken und Versicherungen haben jüngst zusammen mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep) vor den hohen sozialen und ökonomischen Kosten des Klimawandels gewarnt (taz berichtete). Die zunehmenden schweren Unwetter bedrohen die Stabilität der Konzerne. Insbesondere die Rückversicherungen, die von den großen Katastrophen als erste getroffen werden, sind deshalb natürliche Verbündete von Umweltschützern – und deshalb mit von der Partie beim Klimakongress, den der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am 8. und 9. November in Hamburg ausrichtet.

„Wir alle sind gefordert, unser Verhalten an vorbeugendem Klimaschutz zu orientieren“, schreibt die Vorsitzende des BUND Hamburg, Maren Jonseck-Ohrt. Mit dem Klimakongress verbindet sie die Hoffnung, dass „konkrete Handlungsansätze entstehen“. Konkret gehandelt haben bereits Firmen wie die Deutsche Bahn, der TÜV Nord und Schüco-Fenster, die den Kongress finanziell unterstützen. Mit Umweltschutz, das ist spätestens seit dem Umsteuern in der Energiepolitik durch die rot-grüne Bundesregierung klar, lässt sich auch Geld verdienen.

Der Kongress im Geomatikum der Hamburger Uni beginnt am Freitagabend mit einer Weitwinkelperspektive auf die Klimakatastrophe. Hartmut Graßl, Direktor des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie, referiert über Ursachen und Folgen der Klimaveränderung. Thomas Loster von der Münchener Rückversicherungsgesellschaft rechnet vor, was das Phänomen an Kosten verursacht. Abschließend erörtert der SPD-Bundestagsabgeordnete und Träger des Alternativen Nobelpreises, Hermann Scheer, die Chancen einer solaren Weltwirtschaft.

Der Sonnabend beginnt mit dem Thema Globalisierung. Uwe Möller von der Deutschen Gesellschaft Club of Rome diskutiert mit Erhard Ott vom Deutschen Gewerkschaftsbund und einem Vertreter von Attac über deren Folgen fürs Klima. Nachmittags können die Kongressteilnehmer unter fünf Foren wählen: Internationale Klimapolitik, Energiewende, Mobilität und Verkehr, Bauen und Sanieren sowie Klimaschutz konkret.

Im ersten Forum wird Axel Michaelowa vom Hamburgischen Weltwirtschaftsarchiv (HWWA) über das internationale Klimapolitikregime referieren. Dazu wird Klaus Milke von Germanwatch von den Verhandlungen der achten Vertragsstaatenkonferenz zum Kioto-Protokoll berichten. Vorträge beantworten die Frage, wie Entwicklungszusammenarbeit zum Klimaschutz beitragen kann und umgekehrt. Die anschließende Diskussion moderiert der ehemalige grüne Umweltsenator Alexander Porschke.

Topact des Forums Energiewende ist der atomkritische Wissenschaftler Klaus Traube. Er skizziert Möglichkeiten, die Energieversorgung umzustrukturieren. Rolf Bellmann vom Bundesverbandes Windenergie, Milan Nitzschke vom Bundesverband erneuerbare Energien und Klaus Overmöhle von Overmöhle Consult werden diese anhand der Themen Energiespeicherung, Offshore-Windenergie und Biomasse durchdeklinieren. Klaus-Peter Lehmann vom Ingenierbüro Elexyr spricht über die Technik von morgen.

Beim Forum Verkehr wird Professor Eckhard Kutter von der TU Harburg über Verkehrsvermeidung referieren. Der Ex-tazler Florian Marten wird den Traum vom Häuschen im Grünen geißeln und eine Mitarbeiterin des Umweltbundesamtes eine Studie vorstellen, nach der eine nachhaltige Verkehrspolitik auch die Wirtschaft stärkt. Peter Westenberger von der Deutschen Bahn AG wirbt gemeinsam mit Wolfgang Märtens vom HVV für den Umweltverbund aus Bussen, Bahnen, Rädern und Schuhen. Stefan Warda vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club wird am Beispiel ausgewählter Städte zeigen, wie mehr Fahrradverkehr die Lebensqualität verbessern kann.

Das vierte Forum wird sich mit den Möglichkeiten ökologischen Bauens auseinandersetzen. Dazu stellt das Hamburger Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt (Zebau) sein Konzept für Niedrigenergiehäuser vor, die regenerative E- nergiequellen nutzen.

Vollends konkret wird im fünften Forum diskutiert, wo Vertreter der BUND-Landesverbände ihre Initiativen vorstellen. Diese reichen von einer Image-Kampagne für regenerative E- nergien mit Hilfe der Sportvereine bis zum energiesparenden Krankenhaus. Thomas Gießinger von der Deutschen Umwelthilfe wird erläutern, wo es Geld für solche Projekte gibt für.

Zum Abschluss des Kongresses am späten Nachmittag diskutiert eine Runde, was Hamburg und seine Bürger für den Klimaschutz tun können. BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch wird mit Bausenator Mario Mettbach (Schill-Partei), Staatsrat Gregor Kempkens von der Umweltbehörde, Affi-Chef Werner Marnette, Gewerkschafter Ott und Meteorologe Graßl streiten. Auf dass die Katastrophe abgewendet werde.

BUND-Klimakongress, 8. und 9. November im Geomatikum der Uni Hamburg. Freitag 18 bis 21 Uhr, Sonnabend 10 bis 18 Uhr. Eintritt frei, Anmeldung unnötig. Mehr Infos unter ☎ 460 63 991 oder www.klimakongress-hamburg.de

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