Kusch fängt jetzt auch noch Träume
Vor Honorarkonsuln aus den USA verteidigt Justizsenator Kusch die Stadt Hamburg und ihre Verbrechensbekämpfung. Dafür bekommt er Applaus und ein Geschenk – gegen Albträume von der schlechten Presse
Jemand muss Justizsenator Roger Kusch (CDU) erzählt haben, in den USA glaubten seit dem 11. September alle Menschen, Hamburg sei nur ein Terroristen- und Verbrecherparadies. Bei einem Treffen mit 20 Honorarkonsuln aus den USA glättete Kusch gestern diese vermeintlichen Wogen und versicherte: Ob beispielsweise eine Gefängniszelle ein „Ort ist, an den man auf keinen Fall will“ oder einer, „der sich hinter einem einfachen Hotelzimmer nicht zu verstecken braucht“, das sei in erster Linie eine Frage des Baujahrs. In Hamburg gebe es beides, „ebenso wie in Phoenix, Arizona“.
Dorthin war Kusch bekanntlich im Sommer gereist, um das berüchtigte Wüstengefängnis von Sheriff Joe Apaio zu besuchen, das er gestern als „Stilblüte“ bezeichnete. Aber er habe dort auch ein normales Untersuchungsgefängnis gesehen – unter einer Leitung, „wie es auch in Frankfurt, Hamburg oder München sein könnte“.
Kusch ist es ein Anliegen, „dass der deutsch-amerikanische Kontakt nicht von Misstrauen geprägt ist“. Zum Prozess um Mounir El Motassadeq, der vor dem Hamburger Oberlandesgericht angeklagt ist, in die Vorbereitungen der Anschläge am 11. September verwickelt gewesen zu sein, versicherte der Senator: „Der Angeklagte hat in Hamburg keine besseren Chancen davonzukommen als vor irgendeinem amerikanischen Gericht.“
Das Verhältnis zum amerikanischen Generalkonsulat habe unter den vergangenen 13 Monaten jedenfalls nicht gelitten, es sei ungetrübt und freundschaftlich. Und die Zusammenarbeit in Sachen Terrorismusbekämpfung „zwischen den USA und hier ist nicht schlechter als zwischen den Landeskriminalämtern in Hamburg und Frankfurt“.
Mehrere der Konsuln wunderten sich über Kuschs eilfertige Rechtfertigungen: Die amerikanischen Zeitungen hätten zwar über die Hamburger Terrorzelle berichtet, aber dies gegenüber der Hansestadt ganz neutral. „Das hätte doch überall sein können“, sagt ein Herr aus San Diego.
Am Ende hatte Bernard Otremba-Blanc, Honorarkonsul in Arizona und Organisator von Kuschs dortigem Besuchsprogramm, für den Justizsenator ein Geschenk parat: Einen Traumfänger, damit er keine bösen Träume hat. Die Idee kam ihm, als er gesehen hat, wie kritisch die Hamburger Presse über Kuschs Reise in den Wüstenstaat berichtet habe. SANDRA WILSDORF