: Doppelt genialer Schachzug?
betr.: „Gemeinnützige schlagen Alarm“, taz vom 22. 10. 02
In der Tat scheinen die Finanzjongleure um Herrn Eichel die Folgen einer Streichung der steuerlichen Abzugsfähigkeit von Unternehmensspenden nicht recht bedacht zu haben: In vielen lokalen Initiativen im Kulturbereich und in sozialbetreuerischen Maßnahmen sorgt zumindest ein Teil solcher Spenden dafür, dass überhaupt erst ehrenamtlicher Einsatz von Hilfskräften oder anderer Benefiz-Einsatz möglich wird, denn die „harten“ Kosten können eben nur über Spenden gedeckt werden. In anderen Fällen, in denen Initiativen von Gemeinden oder dem Bund bezuschusst werden, setzt der Finanzgeber jeweils einen Eigenanteil voraus – auch der wird meist aus Spenden aufgebracht. Gelingt das nicht, ist auch die staatliche Fördermöglichkeit futsch.
Vielleicht ein doppelt genialer Schachzug? Wir werden schnell spüren, wo überall das ohnehin bereits mäßige gesellschaftliche Engagement von Unternehmen fehlen wird. Die kulturellen und sozialen Schäden sind schwer zu beziffern – aber sie machen mit Sicherheit im Betrag mehr aus als aus der Abschaffung der Abzugsfähigkeit dann in die Staatskasse tröpfelt.
WERNER WILKENS, Köln
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