: terror und medien
TV als Kollaborateur?
Die Geiselnehmer nutzen alle verfügbaren Informationskanäle, nicht nur, um ihre Forderung nach einem Ende des Kriegs in Tschetschenien zu kommunizieren, sondern auch, um in der russischen Bevölkerung eine Art Gegenöffentlichkeit zu erzeugen. So sollen die Geiseln ermuntert worden sein, per Handy ihre Angehörigen zu Demonstrationen aufzurufen. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB interpretiert diese Taktik als Versuch, bei den Geiseln das „Stockholm-Syndrom“ zu erzeugen.
Die tschetschenische Internetseite www.kavcaz.org wurde von den russischen Behörden inzwischen geschlossen. Neben dem arabischen TV-Sender al-Dschasira hatte auch die Radiostation Moskauer Echo ein kurzes Interview mit einem der Kidnapper gesendet – sehr zum Ärger der russischen Führung. So hatte das russische Parlament schon am Mittwoch eine Gesetzesvorlage vorläufig gebilligt, mit der die Berichterstattung über Antiterrormaßnahmen erheblich zensiert wurde. Zugleich wurde die Verbreitung von Erklärungen der Rebellen verboten.
Medien dürften den tschetschenischen Rebellen auf ihren Kanälen keine Plattform bieten – sonst drohe die Schließung, hieß es aus dem Medienministerium. TAZ
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