: Barbarez kämpft neben dem Platz
Nach der fünften Auswärtsniederlage in Folge sucht der HSV die Schuld überall, nur nicht bei sich selbst. Vom Platz gestellter Barbarez provoziert TV-Reporter. HSV-Fans blockierten abfahrbereiten Bus.
von PHILLIP KÖSTER
Vor ein paar Jahren gab es auf der Bielefelder Alm eine launige Halbzeitunterhaltung. Fünf Fans wurden auf den Rasen gebeten und angehalten, aus dreißig Metern das leere Tor zu treffen. Eigentlich eine leichte Übung, doch die alkoholisierten Kandidaten semmelten den Ball gleich reihenweise auf die Tribüne.
Manch ein Bielefelder mag sich an die glücklosen Kandidaten von einst erinnert haben. Denn die Darbietungen der Hamburger Stürmer erwiesen sich als ähnlich dürftig. So gefällig auch bis zum Strafraum kombiniert wurde, am Ende der Stafette standen stets hilflose Schüsse, willkürlich geschlagene Flanken und ratlos geraufte Haare.
Zwangsläufig schlichen die Hamburger nach neunzig Minuten mit gesenkten Häuptern vom Feld. Das alte Lied, wieder ganz passabel gekickt, trotzdem verloren, das fünfte Auswärtsspiel hintereinander. Hatte Trainer Kurt Jara vorher noch ultimativ gefordert, die Elf müsse mit „mehr Mut und Überzeugung“ auftreten, flüchtete sich der sichtlich angefressene Österreicher hinterher in die Standards: „Wir haben ein gutes Spiel gemacht und waren zeitweise die bestimmende Mannschaft.“
Was vor allem an Collin Benyamin lag, der für Mehdi Mahdavikia ins Team gekommen war und mit schnellen Vorstößen sein großes Potenzial andeutete. Half aber alles nichts, weil es der HSV-Abwehr gleich zweimal gefiel, den eigentlich nicht besonders kopfballstarken Bielefelder Momo Diabang im Strafraum frei springen zu lassen. Und um so bitterer die Erkenntnis, dass das Spiel trotzdem nicht hätte verloren gehen müssen.
Doch nach dem Anschlusstreffer durch Erik Meijer in der 66. Minute offenbarte sich das ganze Elend des HSV. Weit und breit keiner in Sicht, der nach dem Anschlusstreffer das Spiel an sich gerissen hätte. Nicht der vor Wochenfrist überraschend begnadigte Hollerbach, nicht der umstrittene Neueinkauf Ledesma, vor allem nicht der einstige Torjäger Barbarez. Der stellte Mitte der ersten Halbzeit ernsthafte Bemühungen um den Ball ein und haderte ersatzweise mit den Mitspielern, dem Rasen, dem Gegner, dem Schicksal, dem Schiedsrichter. Und flog nur konsequent in der 70. Minute nach einem eingesprungenen Bodycheck gegen Bielefelds Torwart Matthias Hain vom Platz. Nicht ohne beim Verlassen des Spielfelds noch mit der halben Bielefelder Abwehrformation zu rangeln. Hinterher stand Barbarez in den Katakomben und gab wenig überzeugend die verfolgte Unschuld.
Einem TV-Reporter („Sie kriegen kein Interview“) drohte er den „Gang vor die Tür“ an, und den Platzverweis nach einem Foul an Torhüter Mathias Hain empfand er als Witz: „Wenn so was Gelb-Rot gibt, stehen irgendwann nur noch sechs Spieler auf dem Platz.“ Die Chancen auf einen neuen Vertrag dürften für Barbarez wegen der „Dummheit“ (Jara) nicht steigen.
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