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was macht eigentlich ...Max, der Maulwurf?

Außer Dienst

Plötzlich ist er weg: Max, der Maulwurf, der sich seit 1994 im Auftrag der Deutschen Bahn durch den Hauptstadtboden ge-buddelt hat. Auf über 200 Plakaten hatte der plumpe Wühler genervte S- und Fernbahnfahrer davon überzeugt, dass es sich lohnt, Umwege, Ersatzverkehr und schmutzige Schuhe fürs große Ganze in Kauf zu nehmen – die Totalsanierung des Berliner Schienennetzes. Und tatsächlich: Irgendwie konnte man ihm den Hiobsdienst nicht wirklich verübeln, zu sympathisch kam er daher, unvollkommen und grundehrlich, Qualitäten, die die selbstverliebte Bahn sonst notorisch vermissen lässt. Er musizierte, tanzte, verkleidete sich – einmal gar mit Rauschebart als „Karl Max“ – und konnte stinksauer werden, wenn sich der vertrottelte Berliner Bär breit auf seinem frischen Hügel niederließ. Den eigenbrötlerischen Charme hat ihm der Düsseldorfer Grafikprofessor Wolf Erlbruch verliehen. Er hatte Max als „Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf dem Kopf gemacht hat“, 1989 erstmals skizziert.

Inzwischen hat der Zeichner wohl lang genug für die Bahn am Zeichentisch gesessen, Max quittierte den Dienst. Jedenfalls der echte. Weil die Bahn natürlich hemmungslos weiterwühlt – künftig sogar deutschlandweit, beauftragte man einen Jungzeichner damit, einen Max-Klon zu generieren. Dieses disneyhafte Gute-Laune-Tier mit artuntypischen, borer-fieldinghaft aufgerissenen Augen ist freilich nicht weiter der Rede wert. Tschüs, Max, und komm gut nach Hause! CLP FOTO: DB

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