: springer & schill
„Akt der Barbarei“
Die Wahlverlierer SPD und Grün-Alternative Liste GAL hatten den Schuldigen für ihre Niederlage im Vorjahr schnell ausgemacht: Die Medien des Springer-Verlags hätten mit einer Kampagne über Monate den Wahlsieg Ronald Schills systematisch vorbereitet. Tatsächlich hatten Hamburger Abendblatt, Welt und vor allem Bild das Thema der inneren Sicherheit in der Stadt wochenlang hochgehalten, der SPD schwere Versäumnisse vorgehalten und Schill als Hoffnungsträger aufgebaut.
Das Verhältnis zu dem Innensenator hat sich ein Jahr später allerdings leicht abgekühlt. In den ersten Monaten der Amtszeit des neuen Senats wurde die Öffentlichkeitsarbeit der Schill-Senatoren noch weitgehend über Bild abgewickelt, die täglich mit Exklusivinformationen aufwartete. Doch als die Schill-Partei gegen den Willen ihres Vorsitzenden beschloss, an der Bundestagswahl teilzunehmen, änderte sich der Kurs der Springer-Blätter. Schill war zu einer lästigen Konkurrenz für den Unions-Kanzlerkandidaten Stoiber geworden und wurde in der Folgezeit nicht mehr mit Samthandschuhen angefasst.
Plötzlich war der Schill-Verkehrssenator Mettbach ein „Stau-Senator“ und Schill einer, der nach seiner Bundestagsrede als Koalitionär „für den demokratischen Sektor nicht mehr tragbar“ sei. Und in der Vorwoche geißelte Bild-Chef Kai Diekmann den Entwurf von Schills Verfassunsgschutzgesetz als „Akt der Barbarei“. AHA
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