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Biowärme backt Biobrot

Im oberbayerischen Etting hat die erste deutsche Kohlendioxid-neutrale Vollwertbäckerei ihren Ofen angeheizt. Brennstoff sind Holzpellets. Die Abwärme temperiert auch das angrenzende Wohnhaus

Der Pionier und sein Azubi mussten leiden. „Wir standen im Dezember in der Backstube und hatten lange Unterhosen drunter“, erinnert sich Michael Schwarzmaier. Denn es herrschten in dem Neubau Temperaturen um null Grad. „Die Raumheizung funktionierte noch nicht richtig, und dennoch hatten wir keine andere Wahl – wir mussten backen“, sagt der Bäckermeister aus Etting bei Weilheim in Oberbayern. Denn der Pachtvertrag seiner bisherigen Backstube war gerade ausgelaufen, und eine Auszeit konnte sich der Familienbetrieb keinesfalls leisten.

Grund für die Unannehmlichkeiten war eine Vision: „Wir wollten eine Bäckerei errichten, die nicht nur Vollwertbackwaren herstellt, sondern dies zugleich klimaneutral tut“, sagt der 33-jährige Familienvater. Offiziell wurde der Betrieb Ende Juli eingeweiht – seither backt die Firma Brote und Brötchen, ohne die Atmosphäre mit CO2 zu belasten. Brot aus 60 Tonnen Getreide wird hier in Zukunft pro Jahr produziert. „Erste deutsche CO2-neutrale Vollwertbäckerei“ steht auch auf den Papiertüten, die in der einzigen Verkaufsfiliale der Bäckerei in Weilheim über die Theke gereicht werden.

Das Brot wird mit Hilfe von Holzpellets gebacken. Der nachwachsende Rohstoff heizt zwei große Backöfen, und die Abwärme temperiert inzwischen auch die Backstube und das angrenzende Wohnhaus. Ein Wasserspeicher mit 4.000 Liter Inhalt überbrückt die Zeiten, in denen der Ofen nicht benötigt wird. Im kommenden Winter werden der Firmenchef und sein Lehrling also nicht mehr frieren müssen.

Der Weg zur klimaneutralen Backstube war nicht leicht, denn Backöfen mit Pelletfeuerung gab es bislang nicht zu kaufen. „Das Problem lag darin, einen Brenner zu finden, der eine waagerechte Flamme erzeugt“, sagt Michael Schwarzmaier. In Österreich bei der Firma Gilles wurde er schließlich fündig.

Sodann fehlte eine Firma, die den zugehörigen Pelletofen baut. Und so kamen die Schwarzmaiers mit der italienischen Firma Mondial Forni in Kontakt, die bislang nur gasbeheizte und elektrische Backöfen im Angebot hatte. Das Unternehmen reagierte aufgeschlossen: „Als die Familie Schwarzmaier auf uns zukam, haben wir mit der Entwicklung der Pelletöfen begonnen“, sagt Christoph Adams, Techniker von Mondial Forni. Inzwischen seien die Öfen ausgereift, und daher biete man sie nun auf dem Markt an – so haben die Schwarzmaiers den Ofenbauern zu einem neuen Produkt verholfen.

Bei den Öfen der Bäckerei Schwarzmaier handelt es sich um einen traditionellen Etagenofen sowie einen so genannten Stikkenofen, in den die Wagen mit Backwaren eingeschoben werden. Beide werden mit jeweils 70 Kilowatt beheizt. Die Kosten der Öfen lägen nur um wenige Prozent höher als die Kosten von Gasöfen, sagt Techniker Adams. Denn man habe die Brennkammer nur wenig verändern müssen. Der Pelletbrenner allerdings sei einige tausend Euro teurer als ein Gasbrenner.

Unterstützung erhielt der Familienbetrieb vom Bundesumweltministerium. „Ohne dessen Hilfe hätten wir aufgegeben“, sagt Marion Schwarzmaier. Als Pilotprojekt förderte das Ministerium die Pelletbäckerei mit 137.000 Euro. Ausschlaggebend dafür war auch, dass die Schwarzmaiers anboten, alle Erkenntnisse des Projekts an Interessenten weiterzugeben. Und so begrüßte auch Umweltminister Jürgen Trittin, „dass diese Idee nicht als Betriebsgeheimnis gehütet werden soll“.

Das Umweltbundesamt (UBA) lobt das Projekt in höchsten Tönen. Die Pelletöfen hätten einen „erheblichen Innovationscharakter“, sagt UBA-Vertreter Reinhard Albert. Eine „unter Umweltgesichtspunkten gleichwertige Gesamtkonzeption sei bislang „noch nicht realisiert“ worden.

Eine Broschüre des Umweltministeriums, in der das Projekt vorgestellt wird, ist daher bereits ins Englische und Spanische übersetzt worden – damit möglichst viele Bäcker erfahren, wie der Familienbetrieb jährlich 24.000 Liter Heizöl spart und damit jährlich 65 Tonnen Kohlendioxid vermeidet. Neben den beiden Backöfen heizt der klimaneutrale Brennstoff auch das ganze Haus mit etwa 500 Quadratmeter Nutzfläche. Dazu zählen auch Seminarräume, in denen man Lehrgänge über ökologisches Backen anbieten wird.

Dem Projekt ging eine lange Planungsphase voraus. „Fast vier Jahre ist es her, als wir erstmals darüber nachdachten, unsere Bäckerei auf erneuerbare Energien umzustellen“, erinnert sich die Bäckerin. Dann wurde einiges durchgespielt. „Wir hingen lange an der Idee, mit einem Parabolspiegel die Sonne zu nutzen“, sagt Michael Schwarzmaier. Einen Architekten, der das Projekt für realisierbar hielt, habe er auch bereits an der Hand gehabt. Doch letztendlich habe man sich an den Sonnenbackofen dann doch nicht herangetraut. Pellets schienen deutlich praktikabler.

Das Projekt mit dem Solarspiegel fasziniere ihn aber noch immer, sagt der Bäckermeister heute – nicht auszuschließen, dass er es eines Tages doch wieder aus der Schublade holen wird. BERNWARD JANZING

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