: Die Super-Löwen
Der TSV 1860 München gewinnt gegen Arminia Bielefeld mit 3:1 und behauptet sich auf Tabellenrang drei
MÜNCHEN taz ■ Benjamin Lauths Lieblingswort ist „super“. Super laufe es momentan, findet der Stürmer des TSV 1860 München. Und: „Wir in der Mannschaft verstehen uns alle super.“ Benjamin Lauth finden auch viele Menschen super, denn der gerade einmal 21 Jahre alte Fußballer hat am Samstag im Bundesligaspiel seiner Löwen zwei Tore geschossen und so tatkräftig mitgeholfen, dass der TSV 1860 auch gegen Arminia Bielefeld 3:1 gewonnen hat und den dritten Platz in der Tabelle verteidigen konnte.
Fast unbemerkt haben sich die Sechziger auf einem Platz fest gesetzt, der zur Qualifikation für die Champions League berechtigt. Da fliegen in München die Träume ganz schnell ganz hoch. „Ich würde mich freuen wie ein Schneekönig, wenn wir am Ende auf so einem Platz stehen würden“, sagte 1860-Präsident Karl-Heinz Wildmoser nach dem Spiel. Der Vereinschef weiß wohl, wie überraschend der Erfolg eigentlich ist: Die Finanzlage ist klamm, für teure und spektakuläre Neuverpflichtungen war vor der Saison kein Geld da. Zu allem Überfluss wanderte Leistungsträger Daniel Bierofka auch noch nach Leverkusen ab.
Aber Trainer Peter Pacult hat das Beste aus der Situation gemacht, er holt aus den Spielern scheinbar das Beste heraus. Doch Euphorie mag Pacult selbst nach drei Siegen in Serie nicht. Seine Spieler, fürchtet er, könnten zu leicht abheben – und das Umfeld könnte Unmögliches fordern. Deshalb kritisierte er nach der Partie gegen Bielefeld: „Wir hatten heute Probleme, das Spiel zu gestalten und einige Löcher in der Abwehr und im Mittelfeld. Wir können froh über die drei Punkte sein.“
Tatsächlich offenbarten die Münchner Abwehrschwächen und müssen ihrem Torwart Simon Jentzsch sowie dem Unvermögen der Bielefelder danken, dass es am Ende nicht nur ein Unentschieden gab. Immerhin: Vor dem gegnerischen Tor ließen die Löwen alle Fehler im eigenen Strafraum vergessen. Nach 14 Minuten köpfte Schroth auf Davor Suker, der das 1:0 erzielte. Nur eine Minute später allerdings schöpfte auch Bielelfeld wieder Hoffnung. Artur Wichniarek erzielte, freistehend vor dem Tor, den Ausgleich. In der 30. Minute wiederum setzte Cerny Lauth in Szene, der das 2:1 schoss. Nur neun Minuten später fiel auch schon das 3:1 und somit die Vorentscheidung, erneut war es Lauth, der im Alleingang kaltschnäuzig und abgezockt einlochte. In der zweiten Spielhälfte plätscherte das Spiel vor sich hin. Der TSV 1860 hatte sich nun auch in der Abwehr einigermaßen ordentlich formiert, Bielefelder Chancen scheiterten spätestens an Jentzsch.
Dem Nieselregen zum Trotz konnten die Anhänger der Sechziger also ausgelassen feiern – und zum ersten Mal seit langem verabschiedeten sie ihre Löwen mit stehenden Ovationen. Andererseits waren lediglich 22.500 Zuschauer gekommen, im weiten Rund des Olympiastadions ist das keine sehr aufregende Atmosphäre. Die Arminia hat sich davon scheinbar dennoch wieder einschüchtern lassen, die Auswärtsbilanz des Aufsteigers ist mäßig – in dieser Saison gab es bisher noch keinen Auswärtssieg. „Wir können nur die guten Aktionen nach vorne mitnehmen“, seufzte Arminen-Trainer Benno Möhlmann. Die Punkte aber blieben bei den Löwen.
Rund ein Jahr ist Pacult nun deren Trainer, nach Werner Lorant war er zunächst als Übergangslösung geplant. Doch der Österreicher hat die Mannschaft umgebaut, ihr funktionierenden Konterfußball und spielerische Klasse beigebracht. Dazu hat er auch immer wieder kämpferischen Fußball gefordert. Und er hat die nötige Ruhe in Training und Umfeld gebracht: Der ehemaliger Weltklassestürmer Davor Suker weicht klaglos dem jungen Benjamin Lauth und leistet nun im Mittelfeld wertvolle Dienste.
Auch Torjäger Martin Max, angesichts des Erfolgs von Schroth und Lauth auf die Bank verbannt, beschwert sich nicht, zumindest nicht öffentlich. Benjamin Lauth wiederum ist ein erfrischendes Energiebündel, das mit seiner jugendlichen Lockerheit dem oft als graue Maus bezeichneten Verein ein bisschen Farbe gibt. Alles super eben.
KATHRIN ZEILMANN
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