Gott an der Rolltreppe

Die Kirche will „wieder auf den Markt“ und sich dort den Bedürfnissen der Menschen stellen: Aktion „... ruhig mal Gott suchen!“ mit dem Ernst Deutsch-Theater im Einkaufszentrum Hamburger Straße

von IMKE WIETERS

Melanie Kirschstein möchte „die Kirche wieder auf den Markt zu den Menschen bringen“. Und wo ist der heute der Markt? Genau: Im Einkaufszentrum (EKZ). Da kann man jetzt „...ruhig mal Gott suchen!“ – bei der gleichnamigen Aktion der nordelbischen Kirche in Kooperation mit dem Ernst Deutsch Theater im EKZ Hamburger Straße.

Im Erdgeschoss des EKZ, zwischen Rolltreppe und Toiletten, ist ein weißer Pavillon mit Spitzdach aufgebaut. Innen eine echte kleine Pfeifenorgel, roter Teppich und Kisten als Sitzgelegenheiten. Zu jeder vollen Stunde werden hier Andachten gehalten, Geschichten erzählt oder Bibeltexte von SchauspielerInnen des Ernst-Deutsch-Theaters vorgetragen.

Vor dem Pavillon stehen Stellwände mit kurzen Texten und besinnlichen Fotos. An Büchertischen und Infoständen bieten ehrenamtliche HelferInnen Gespräch und Beratung an. Die Aktion wird von insgesamt zehn Hamburger Kirchengemeinden unterstützt.

„Menschen an einem Ort des Konsums einladen, um etwas anzubieten, ohne jedoch etwas zu verkaufen“ – so sieht Peter Schütze vom Projektmanagement des EKZ die Idee der „Kirche auf Zeit“. Isabella Vértes-Schütter, Intendantin des Ernst Deutsch-Theaters misst besonders der „Integration der Kirche in den Alltag“ große Wichtigkeit zu. „Daher muss die Kirche auch Vernetzungspunkte zu anderen Institutionen, wie beispielsweise dem Theater oder eben dem Einkaufszentrum, suchen.“

Auch Kirschstein hat beobachtet, dass den Menschen im Alltag oft die kirchliche Anbindung fehle. Deshalb sei es Aufgabe der Kirche, einen Schritt zu machen um die „Schwelle zu senken für Menschen, die sich nicht trauen“.

Bereits zum vierten Mal initiiert Kirschstein diese Aktion im EKZ Hamburger Straße. Sie will die Kirche auch künftig noch stärker im öffentlichen Raum präsentieren. So gibt es die Idee, auch in anderen Einkaufszentren oder auf Messen und Märkten „Orte der Besinnung und Begegnung“ zu kreieren. Kirschstein: „Wir wollen zeigen, was Kirche alles sein kann.“

„... ruhig mal Gott suchen“, täglich von 11 bis 18 Uhr, noch bis 9. November