piwik no script img

Grabmal-Geschichten

Am 16. November beginnt das Focke-Museum seine Herbst-Serie der kulturhistorischen Rundgänge auf dem Friedhof Riensberg. Vorab hat sich taz-Fotografin Kathrin Doepner vor Ort umgesehen

Wilhelm Kaisen hat hier sein Grab, Karl Carstens, Johann Smidt und Sara Agnes Heineken. Die Liste ließe sich fortsetzen: Der Friedhof Riensberg ist der Friedhof mit den meisten Grabstätten prominenter BremerInnen und Bremer.

Eröffnet wurde die Friedhofsanlage 1875 als Ersatz für die Friedhöfe vor dem Doventor und Herdentor. Der Friedhof Riensberg war damals Vorreiter einer gartenkünstlerischen Stilrichtung, bei der durchgeplante, architektonische Bereiche mit einer ungezwungen gestalteten Parkanlage kombiniert wurden – Bäume und Büsche sollten die Gräber abschirmen und den Gedanken an Tod und Sterben verdrängen.

Dabei sind die zum Teil etwas versteckten Grabmale der Bremer Prominenz nicht nur Kunstobjekte, sie erzählen auch von den „Schicksalen und Lebenswegen, die mit den berühmten Leuten verbunden sind“, so Museumspädagogin Verena Roth vom Focke-Museum. So hat beispielsweise der auch zu Lebzeiten sehr bescheidene Wilhelm Kaisen auf ein großes Grabmal in exponierter Lage verzichtet, Bürgermeister Spitta dagegen liegt in einem Grab im klassizistischem Stil, mit Stierköpfen als Zeichen der Stärke und einem Buch als Symbol der Bildung. Auf anderen Gräbern finden sich Schmetterlinge, Schicksalsgöttinnen, stilisierte Frauen als Zeichen der Hoffnung: Erlösungssymbolik in zum Teil beeindruckender Ausführung. Über 70 der Grabmale am Friedhof Riensberg werden vom Amt für Denkmalpflege als schützenswürdig eingestuft.

Insgesamt drei Mal pro Jahr bietet Verena Roth den kulturhistorischen Rundgang „Grabmalkunst auf dem Riensberger Friedhof“ an, ein Rundgang, der in drei voneinander unabhängigen Teilen stattfindet: Teil eins führt durch das alte Areal des Friedhofs und findet statt am 16. November um 14.30 Uhr. Teil zwei behandelt den westlichen Part des Friedhofs und den See, der Termin ist der 23. November, 14.30 Uhr. Teil drei untersucht am 24. November um 11 Uhr das Areal zwischen Kapelle und Columbarium.

Der Treffpunkt für alle drei Führungen ist das Focke-Museum, in dem übrigens Gemälde derjenigen Bremer Promis zu sehen sind, die auf dem benachbarten Friedhof Riensberg begraben liegen. taz

Eine Anmeldung für die Führungen ist nicht erforderlich. Unkostenbeitrag: Erwachsene 5,50 Euro, Kinder ermäßigt. Weitere Infos unter ☎ 0421 - 361 32 84

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen