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Moskau schiebt Beweise nach

Weiteres Belastungsmaterial gegen verhafteten Tschetschenen geht an Kopenhagen

MOSKAU dpa ■ Die russischen Justizbehörden haben zur Untermauerung ihres Auslieferungsbegehrens gegen den in Dänemark inhaftierten Tschetschenen-Sprecher Achmed Sakajew neues Beweismaterial überreicht. Generalstaatsanwalt Wladimir Ustinow händigte die Unterlagen gestern der dänischen Justizministerin Lene Espersen aus, wie die Agentur Interfax berichtete. Die als Vertreterin der derzeitigen EU-Ratspräsidentschaft in Moskau weilende Ministerin sagte eine „schnelle Behandlung“ zu, äußerte sich aber nicht zum Inhalt des Materials. Wie Ustinows Stellvertreter Sergej Fridinski angab, enthält das Auslieferungsbegehren nicht mehr den Vorwurf, Sakajew sei an der Geiselnahme in einem Moskauer Theater beteiligt gewesen. Die Ermittlungen hätten bisher keinen Beweis für eine Mitwirkung Sakajews erbracht, erklärte Fridinski. „Wir sind den Forderungen Dänemarks nachgekommen und haben zusätzliches Material und konkrete Anschuldigungen vorgelegt“, sagte er. Sakajew werde vorgeworfen, zwischen 1991 und 2001 eine bis zu 1.500 Mann starke Gruppe von Kämpfern angeführt zu haben. „Diese Bande hat Verbrechen terroristischer wie auch allgemeinstrafrechtlicher Art begangen“, sagte Fridinski. Espersen hatte das zunächst übermittelte Material als mangelhaft beurteilt und Moskau eine Frist bis zum 30. November gesetzt.

Die russische Justiz erließ unterdessen Haftbefehl gegen einen mutmaßlichen Helfer der tschetschenischen Terroristen. Der aus dem Nordkaukasus stammende Mann habe die Geiselnehmer telefonisch über das Vorgehen der Polizei vor dem Theater informiert, teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit. Zwei mutmaßliche Helfershelfer wurden aus der Untersuchungshaft entlassen.

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