Ein Sieg für den dritten Bush

Mit tatkräftiger Unterstützung von George W. gewinnt Jeb Bush die Gouverneurswahlen in Florida. 2008 ist er 55 Jahre alt und könnte seinem Bruder als Präsident nachfolgen

WASHINGTON taz ■ „Ich danke dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, dass er hier heruntergekommen ist, um seinem kleinen Bruder zur Hand zu gehen!“, rief der wiedergewählte Gouverneur von Florida einer kreischenden Menge zu. Umrahmt von seinem Vater, dem Expräsidenten George Bush sr., und seiner Mutter Barbara Bush, dankte Jeb Bush wohl dem Richtigen: Der persönliche Einsatz des Präsidenten dürfte mit entscheidend dafür gewesen sein, dass die Wahl am Schluss so klar ausging. Schon wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale war klar, dass Jeb Bush als erster republikanischer Gouverneur in Florida die Wiederwahl geschafft hatte – und das mit beachtlichen 56 Prozent der Stimmen gegenüber lediglich 43 Prozent für seinen demokratischen Herausforderer Bill McBride.

Die Gouverneurswahl von Florida war lange Zeit als eine der entscheidenden, knappen Wahlen angesehen worden, vor allem, weil hier so viel Symbolik im Spiel war. Die Demokraten erinnerten sich wütend an das Debakel bei den Präsidentschaftswahlen 2000, bei denen nach einem wochenlangen Rechtsstreit über fehlerhafte Wahlmaschinen, manuelle Neuauszählungen und Bewertungen von Wahlzetteln letztlich George W. Bush mit einer Mehrheit von 537 Stimmen Präsident geworden war. Damals hatten Jeb Bush und seine Innenministerin Katherine Harris alles getan, um den Sieg des Bruders zu garantieren – jetzt hatten sich die Demokraten zur Revanche entschlossen.

Ob ihnen diese gelingen würde, war allerdings auch schon bezweifelt worden, nachdem aus einem von zahlreichen Fehlern und Problemen überschatteten Vorwahlprozess nicht Clintons ehemalige Justizministerin Janet Reno, sondern der weitgehend unbekannte Bill McBride als Herausforderer hervorgegangen war. Für die Republikaner, vor allem für den Präsidenten, war es Ehrensache, Jeb Bush über die Ziellinie zu helfen: Ein halbes Dutzend Mal trat George W. Bush in Florida auf, und in keinen anderen Staat flossen so viele republikanische Wahlkampfgelder. Es hat sich gelohnt. Jeb Bush ist wiedergewählt, Katherine Harris zieht ins Repräsentantenhaus ein – ein republikanischer Erdrutschsieg in einem Staat, in dem 400.000 mehr demokratische Wähler eingeschrieben sind als Republikaner.

Jeb Bush empfiehlt sich mit diesem Sieg nachdrücklich für Höheres. Schon bei der Auswahl des republikanischen Präsidentschaftskandidaten 2000 war neben George W. immer wieder auch der Name seines Bruders gefallen. Der hat den zweifelhaften Ruf, noch konservativer zu sein als der derzeitige Präsident. Wenn dieser es schafft, den derzeitigen Aufschwung 2004 in einen Wahlsieg zu übersetzen, dann wäre es an Jeb Bush, 2008, mit dann 55 Jahren, die Dynastie im Weißen Haus fortzusetzen. Etwas anderes könnte sich dann wohl ohnehin niemand mehr vorstellen. BERND PICKERT