: Unschöne Szenen bei Kamü-Spaltung
Heute Mahnwache vor dem Betonwerk der insolventen Firma: Mitarbeiter wollen Verkauf Druck verleihen. Übernahme von 140 Bauleuten durch Zech fast perfekt
Während die Übernahme von 140 Bauleuten der insolventen Bremer Firma Kamü durch Zechbau fast perfekt scheint, sind andere Betriebsteile noch längst nicht über den Berg. Die 15 Angestellten der Bremer Kamü-Tischlerei haben am Freitag die Arbeit eingestellt, auch die Kamü-Betriebsteile in Rostock machen für immer dicht.
Großes Zittern herrscht noch beim Betonteil-Fertigwerk „Bewo“ in Brinkum. Trotz Pleite der Mutterfirma hatte sich schnell ein Interessent für die „Bewo“ gefunden, die Fertigteile zum Beispiel für Parkhäuser herstellt. Die 60 Mitarbeiter unter den Fittichen des Insolvenzverwalters Klaus Jonek schienen gerettet: Eine Betonfirma aus Achim wollte das Brinkumer Werk samt Jobs übernehmen, möglicherweise sogar expandieren.
Doch derzeit stocken die Verhandlungen: „Der Käufer kann sich mit den Müller-Brüdern nicht über das Grundstück einigen“, erzählt Berthold Gärtner von der Bremer IG Bau. Offenbar pokern die Ex-Kamü-Chefs um den Erhalt des Erbbaurechts für das Werksgrundstück.
Um „etwas Druck“ auf die Verhandlungspartner auszuüben, wird es heute nach Betriebsschluss bei „Bewo“ eine Mahnwache vor den Toren geben, kündigte Gärtner an. Angestellte und ihre Angehörigen wollten für den Erhalt des Werkes demonstrieren. Und, so Gewerkschafter Gärtner: „Wenn das nicht reicht, machen wir weiter.“
Zu den schlechten Nachrichten für die Kamü-Betriebsteile kommt noch das Branchengeflüster, das den Müllers die Pleite komplett anlastet. Nicht allein die katastrophale Lage der Branche soll an der Insolvenz der Bremer Firma schuld sein, sondern auch der leicht exzessive Lebensstil der Müllers (zum Beispiel Privatflugzeuge) soll die Firma in die Grütze gefahren haben, munkeln Übelwollende.
Die Übernahme der Bauleute durch Zechbau ist jedoch offenbar nur noch eine Frage von wenigen Tagen. Gestern war nur noch ein Vertragsteil ungeklärt. Kamü-Bau und Zech passten gut zusammen. Der Grund: Zech verfügt derzeit kaum über eigene Bauleute, sondern arbeitet fast ausschließlich mit Subunternehmern. Dies dürfte sich mit der Übernahme ändern. ksc
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen