: Verschwinden. Nicht weg
Im Gorki Studio sitzt „Jud Sauer“ zwischen Erinnerungsarbeit und Generationenporträt
Auch eine Anrufung. Wie das sein muss in einer Gesellschaft, die doch die Dinge so gern bei ihrem Namen nennen will. Oder das wenigstens vor sich hin brabbelt, aber so genau will mans meistens dann gar nicht wissen. Doch man weiß von der Macht der Namen. Mit der man durchaus spielen kann. Nicht leichtfertig. Aber Bedeutungen umpflügend: Jud Süß, das ist natürlich die historische Figur, der Finanzmanager des württembergischen Herzogs Karl Alexander Ende des 17. Jahrhunderts; man kennt die Erzählung von Wilhelm Hauff, den Roman Lion Feuchtwangers. Und eben „Jud Süß“, das Machwerk von Veit Harlan. Den Propagandafilm, der für die Nazis (und nicht nur die) den Antisemitismus so geschickt in ein Melodram versponnen hat. Was man gar nicht vergessen soll, wenn nun Adriana Altaras im Rahmen der Jüdischen Kulturtage ihren „Jud Sauer“ auf die Bühne bringt, der vom zunehmenden Verschwinden von jüdischen Zeitgenossen handelt, die das vergangene Jahrhundert noch mit seinem wundesten Punkt, dem Holocaust, erlebt haben. So auch eine Aufforderung, wie sie Hans Sahl in seinem Gedicht notierte: „Greift zu, bedient euch / Wir sind die letzten. / Fragt uns aus. / Wir sind zuständig.“
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