: Neue Kulturtechniken
Bei der Komponistin Kaija Saariaho muss sich Hölderlin für aktuelle Zeitgenossenschaft schon auch mit Elektronik vertragen
Gern stellt man sich die hochkulturelle E-Musik so vor, dass sich die Komponisten in ihren Elfenbeinturm eingeschlossen haben und da in aller Abgeschiedenheit vom Tosen der wirklichen Welt in den Tönen bohren, mikrotonalen Verwerfungen nachspüren und überhaupt an den Klängen schaben, dass nie auch nur ein vernünftiger Refrain herauskommt, den man zünftig mitsingen könnte. Was ja alles stimmt, und dann ist es eben so, dass sie für die Verfertigung von Musik längst auf den Computer als Hilfsmittel vertrauen. Das macht noch nicht unbedingt House für den Dancefloor daraus. Aber doch: Auch bei diesen Kulturtechniken muss man Hölderlin-Lesen und Computerspiele irgendwie zusammendenken, dazu werden aus einem Kunstkalender die Seerosenbilder von Monet herausgerupft – schon ist man mitten drin in dieser spannenden Gestaltung des Kontinuums, das allmählich vom Geräusch zu präziser definiertem Klang kommt, in dem sich die finnische Komponistin Kaija Saariaho umtut. Glissandi und Flageoletts prägen ihr „Nymphéa“ für Streichquartett und Elektronik, „Tag des Jahres“ nach Texten von Hölderlin gibt es als Uraufführung: drumherum sind Werke von Brahms und Kurtág gruppiert.
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