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Once upon a time in the East

Vielleicht ist Heimat wirklich da, wo auch das Herz zu suchen ist: Esma Redžepova beschwört es in der Kulturbrauerei

Esma Redžepova & Orchestra heute um 21 Uhr im Palais/Kulturbrauerei, Schönhauser Allee 36–39

Es war einmal der Osten, wie man ihn nur noch aus der Erinnerung kennt. Alte Atlanten wissen davon. Ganz unbedarft hätte man einst von Jugoslawien gesprochen, als Herkunftsland von Esma Redžepova. Die Sängerin, deren Leben auf der Bühne fast die gesammelte, zwischenzeitlich blutige Geschichte des so genannten Vielvölkerstaates umspannt, der da auseinander gerissen wurde. Heute sagt man präziser Mazedonien. Musikalische Heimatadresse aber: Balkan. Als eine von dessen beeindruckendsten Stimmen darf die in den Roma-Slums von Skopje aufgewachsene Sängerin gelten, seit sie Mitte der Fünfziger entdeckt wurde. Mal ist die so melancholisch, dass sich die Klage ins Herz schneidet, und dann versteht Esma Redžepova eben auch dem Hochgeschwindigkeitsgebläse, wie man’s von der Fanfare Ciocarlia kennt (mit der sie bereits zusammenarbeitete), locker Paroli zu bieten. Solche leidenschaftlichen, schmerzlichen und aufjauchzenden Stimmungen, für die man eben so gern zu Emir Kusturica ins Kino geht. Oder auf die Konzerte von Esma Redžepova. Heimatklänge. Gegen eine zerrissene Welt.

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