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Betr.: Bambule, taz hamburg vom 6.11.2002
Kriegsgebiet St. Pauli
Mit Horden von Trupps stürmte gestern Nacht die Polizei St. Pauli. Am Himmel war sogar ein Hubschrauber zu sehen, der den Anschein machte, man befände sich in den USA.
Die für einen kriegsähnlichen Zustand gut ausgerüsteten Männer und Frauen, die den Senat in ihrem Tun unterstützen sollen, hatten aber leider vergessen, ahnungslose Bürger aufzuklären, was denn eigentlich los sei.
So musste ich, bevor ich mein Haus verlassen wollte, meinen Ausweis zeigen. Auf meine Nachfrage, was denn los sei, grinste mir ein Polizist entgegen und sagte: Es ist Krieg.
Seltsam, denn genau so habe ich mich auch gefühlt und das auf nur 200 Metern. Müssen wir jetzt alle Angst haben, was der Senat noch an Kriegsverbrechen ausführen lässt? Reicht es nicht, Menschen einfach von ihren Wohneinrichtungen wegzujagen und ihnen nur eine Notunterkunft anzubieten?
Aber vielleicht gehören ja Notunterkunft und Krieg ausschließlich zu ihrem Vokabular. Der Senat der „Freien“ Hansestadt Hamburg scheint sich nur durch Fernsehen zu bilden, da es ja auch kein Geld mehr für Schulen gibt. Aber muss man denn nur CNN oder SAT1 schauen?
Schön ist es aber zu sehen, dass Hamburg auch eine Band beherbergt, die da lauthals schreit: Dies ist nicht Amerika und die ihre Platte Bambule nennt. Hamburg du musst noch drei Jahre Kriegsgebiet bleiben. Sevda Albers
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