piwik no script img

„Liebe der Berliner“

Döner ist Integrationshilfe, sagt Migrationsbeauftragte Barbara John. Deutsche lieben ihn, Türken bringt er Jobs

taz: Frau John, mögen Sie Döner?

Barbara John: An meinem fünfzigsten Geburtstag gab es als große Attraktion ein hervorragendes Döner für alle Gäste. Aber ansonsten halte ich nicht viel von Fast Food – und dazu gehört Döner natürlich.

Aber ist es nicht quasi Ihre Pflicht als Migrationsbeauftragte, sich der türkischen Alltagskultur zu widmen?

Nicht nur der türkischen, sondern der aller Nationalitäten. Aber deshalb kann ich ja nicht täglich alle ausländischen Spezialitäten essen.

Chronisten werden mit der Aussage zitiert, der Döner habe vermutlich mehr für die Integration der türkischen Berliner getan als die Politik. Stimmt das?

Mit Sicherheit gilt die Liebe der Berliner dem Döner, die Currywurst hat ihre Spitzenstellung längst verloren. Hier hat sich das Bessere durchgesetzt – so ist es immer bei der Integration. Einiges von dieser Zuneigung gilt auch denen, die Döner herstellen.

Das waren die Deutschen. Was bedeutet der Döner für die Türken?

Für die schafft es vor allem eine Menge Arbeitsplätze in Produktion und Verkauf. Berlin versorgt ja halb Europa mit Döner. Ich fordere schon lange, dass die Dönerproduktion als Ausbildungsberuf anerkannt wird. Aber laut Handwerkskammer ist es eine Fertigung und kein Handwerk. Dabei ist es eine handwerkliche Kunst, einen guten Dönerspieß herzustellen.

Also allein ein schnödes materielles Interesse?

Auf keinen Fall. Auch die Alltagsnähe zu den Konsumenten ist wichtig. Beim Dönerkauf entstehen hunderte von Gesprächen, die sonst nie zustande kommen würden. Dieses behutsame Absäbeln der gebratenen kleinen Fleischstückchen vom Spieß, das ist ja auch eine kommunikative Tätigkeit. INTERVIEW: SAM

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen