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700 Standorte im Inspektoren-Visier

Die UN-Rüstungsinspektoren kommen ohne Vorankündigung. Irak gibt sich kooperativ. US-Regierung bemüht sich in London um Versöhnung irakischer Oppositionsgruppen

WASHINGTON ap/rtr/dpa ■ Die UN-Rüstungsinspektoren wollen in Irak rund 700 Standorte ohne Vorankündigung untersuchen. Ihr Chef Hans Blix sagte in der Zeitung Le Monde, sollten die Iraker den Zugang seiner Teams nur um eine halbe Stunde verzögern, könne dies bereits schwerwiegend sein. In dieser Zeit könne man zwar keine großen Waffen oder Maschinen verschwinden lassen, wohl aber Dokumente oder Reagenzgläser.

Kleinere, unabsichtliche Unterlassungen des Iraks bei der Waffensuche sollen laut dem Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde, al-Baradei, aber nicht automatisch dem Sicherheitsrat gemeldet werden. Er widersprach damit der Aussage von US-Präsident George W. Bush, bei den Inspektionen gelte das Prinzip „null Toleranz“. Bei einem „Muster mangelnder Kooperation“ müsse der Rat jedoch angerufen werden.

Der Irak bekräftigte unterdessen, die UN-Resolution über die strengen Waffeninspektionen erfüllen zu wollen. Das Fernsehen meldete gestern Morgen, der Irak „steht treu zu seinem Wort und wird sich mit der neuen UN-Resolution auseinander setzen und sie erfüllen“. Zugleich betonte der Sender die „glasklare Tatsache“, dass Irak weder Massenvernichtungswaffen produziert habe noch derartige Waffen oder deren Komponenten besitze.

Der Chef der UN-Waffeninspekteure Blix will auf seiner Reise in den Irak heute in Paris Station machen und am Montag mit einem 30-köpfigen Vorausteam in Bagdad eintreffen.

Während die UN-Waffeninspekteure letzte Vorbereitungen trafen, bemüht sich die US- Regierung offenbar, die verschiedenen irakischen Oppositionsgruppen miteinander zu versöhnen. Die in London erscheinende arabische Zeitung Al-Hayat berichtete, zwei Beamte des US-Außenministeriums und des Pentagons wollten gestern in London mit Vertretern der heillos zerstrittenen Oppositionsgruppen zusammentreffen.

Nach Informationen von Al-Hayat wird die für kommende Woche in Brüssel geplante große Konferenz der wichtigsten irakischen Oppositionsgruppen noch einmal verschoben, da sich die einzelnen Fraktionen über verschiedene Punkte noch nicht einig sind. Die Konferenz war ursprünglich für September vorgesehen, dann jedoch wegen unüberbrückbarer Differenzen bereits einmal verschoben worden.

Zu den Streitpunkten zählt neben dem Inhalt einer Erklärung über ein neues parlamentarisches System für die Zeit nach einem Sturz von Präsident Saddam Hussein auch die Frage, wie viele Vertreter von jeder einzelnen Gruppe an der Konferenz teilnehmen dürfen.

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