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Döner macht schöner

– oder etwa doch nicht? Jeder kennt das Phänomen: Man hat einen leeren Kühlschrank oder einen leeren Magen. Hier ein Test der Döner-/Pizza- oder Imbissbuden im Viertelzwischen Kismet2 und Mékong Grill

Um die Gunst der Götter zu erlangen, treten die Fressläden im internationalen Wettkampf an. Erste Disziplin: Dönerstemmen. Kismet2 vs. Taco2. Die Belegschaft von Taco2 legt vor: Die indischen Charmebolzen aus dem Laden neben der Helenenstraße setzen bei der Anwerbung der Kundschaft ganz auf ihren Flirtbonus. Attraktive Frauen werden schon mal zu privaten Kochkunstdemonstrationen des Chefs eingeladen. Bei der Basis-Disziplin „Rollo mit Döner“ sitzen die Handgriffe. Fleisch, Krautsalat, Tzaziki und die einzigartige rote „Taco-Scharf-Soße“ werden in den Teigmantel gerollt und etwas längere Zeit gebacken. Um diese zu überbrücken, gibt es in dieser Lokalität zweierlei Dinge zu tun: a) die finsteren Gestalten beobachten, die aus der Helene kommen, und soziologische Studien mit ihnen durchführen, oder aber b) sich einfach dem Programm des ewig dudelnden Fernsehers unter der Decke hingeben.

Nach gut 5 Minuten liegt nun das kleine Baby heiß und in eine Serviette gewickelt in der Tüte der Jury. Bei der Nachbereitung gibt es allerdings Mängel. Mehr Gemüse (das einzige Grünzeug ist hier ja der Krautsalat) könnte die Pita vertragen, aber was die Konsistenz des Teigmantels und die Würze angeht: okay.

Mit Einlaufen der vermeintlichen Favoriten vom FC Kismet2 erreicht die erste Disziplin ihren Höhepunkt. Diese hochspezialisierte, professionelle Kaderschmiede hat im Dönerbiz lange Tradition und einen guten Ruf, der jetzt auf seinen Wahrheitsgehalt überprüft werden soll. Sekundenbruchteile nach Anpfiff zeigen sich erste Ergebnisse des jahrelangen Trainings. Geschickt komponiert der Kapitän der Mannschaft Gemüse und Salate, Tzaziki und „Scharf“ (was auch immer das sein mag) zu einer appetitlich aussehenden Mischung. Nach mittelmäßiger Wartezeit halten die Preisrichter die eindeutig beste Pita des Wettkampfes in den Händen. Zwar gibt es keine Möglichkeit den kulinarischen Hochgenuss im Sitzen zu sich zu nehmen, aber das viele Gemüse überzeugte dennoch.

Der zweite Wettkampf der Veranstaltung ist ebenso Publikumsmagnet und Klassiker: das Schaulaufen der besten Pizzen. Allerdings gelten hier besondere Regeln. Die heißen Pizzabrötchen aus dem Corona-Stall gehen mit einem kleinem Handycap an den Start: da sie sich auch noch in der Teildisziplin „Bring-Dienst“ betätigen, sind sie in der freien Verkaufs-Konkurrenz nur bis 23.00 Uhr anzutreffen. Doch das soll die Nachwuchstalente nicht daran hindern, sich mit den etablierten Größen wie Taco1 oder Torno zu messen. Auf dem Steinofen Cat-Walk wird nun jede Pizza genau unter die Lupe der hochkarätigen Jury genommen.

Gestartet wird direkt am Eck bei Taco1. In direkter Nachbarschaft zum Exil und zur Szene liegt der Laden am Brennpunkt Bremens. Die kleinen Pizzen versuchen durch gutes Preis/Leistungsverhältnis (kl. Margharita 2.00 Euro) und schnelle Bedienung der Kundschaft, aus dem Slum zu entkommen. Die riesigen Käsewannen und der rund um die Uhr gefüllte Laden zeugen von einem aufgehenden Konzept. Was man nach Verhandlungsgesprächen mit den Verkäufern im Karton liegen hat, ist eine solide Pizza mit ordentlich Käse und hohem „Sattmacherpotential“. Für Leute, die ein Ölgetränkter Pizzakarton nicht abschreckt, sind sie durchaus gut.

In einer anderen Liga bewegen sich hier die Profis von Torno. In gemütlicher, ja fast restaurantähnlicher Atmosphäre, kann man den Pizzen, die man vorher am Tresen bestellt hat, im hinteren Teil des Ladens näher kommen. Mit einem Preis von 4 Euro für eine große Margharita liegt Torno Preismäßig im Mittelfeld. Bei der anschließenden Nachbesprechung kam die Jury zu dem Ergebnis, dass dies eindeutig der stilvollste „Schnellessladen“ ist. Nun zu den Newcomern. Die Corona-Pizzabrötchen aus dem unscheinbaren Laden direkt am Bermuda-Dreieck (Capri-Bar, Römer, RumBumpers) haben sich binnen kürzester Zeit zum heißen Insidertipp unter „Was-Zwischendurch-Essern“ gemausert. Überzeugen tun sie vor allem durch ihren Preis: für ein kleines ca. faustgroßes Pizzabrötchen belegt mit Käse und z.B. Hähnchen bezahlt die erstaunte Jury nur 1 Euro. Die Sparvariante (Tomatensoße und Käse) erleichtert unser Portemonnaie um 50 Cent. Seitdem die Inhaber Stehtische aufgestellt haben, floriert nicht nur der Bringdienst, sondern auch der Straßenverkauf. Begeistert von diesen kostengünstigen Snacks verleiht die Jury, einstimmig unterstützt von den Anwohnern der Umgebung, Corona den Sympathie-Ehrenpreis.

Im dritten und letzten Wettkampf soll nun feierlich über den besten „International-Act“ entschieden werden. Es treten hier Konkurrenten gegeneinander an, die beide auf ihrem Gebiet in der näheren Umgebung einzigartig sind.

Nominiert in diesem Jahr sind Sindbad, der kleine Laden gegenüber des Litfass und der kürzlich eröffnete Mékong Grill beim Ziegenmarkt. Was früher FiasFriedChicken war, hat sich zwar von der Aufmachung nicht erwähnenswert gesteigert – um ehrlich zu sein hat der Laden immer noch den Charme einer gekachelten Schwimmhalle – wohl aber der Inhalt der Speisekarte, der eine gute Ergänzung zu Pizza und Döner bietet. Neben Klassikern wie Bami-Goreng oder Wan Tan Suppe gibt es den Kracher: Bratnudeln mit Gemüse und Hähnchenfleisch. Die zurückhaltende aber freundliche Bedienung des Asia-Imbiss bereitet die Zutaten in einem großen Wok vor unseren Augen zu. Nach ca. 10 Minuten Wartezeit und 4.50 Euro weniger in der Tasche ist die Jury recht kritisch gestimmt, was sie aber dann vorgesetzt bekommt, stimmt wieder versöhnlich: Ein ziemlicher Berg von Nudeln, knackigem (!) Gemüse und Hähnchen lässt den Preis und die Zeit in den Hintergrund rücken. Als Gesamturteil bekommt der Mékong-Grill ein „gut“, da die Qualität hier überzeugt.

Wer es doch ein bisschen eiliger hat, sollte mal beim Konkurrenten Sindbad vorbeischauen. Als Wettbewerbsgegenstand reichen sie ihre berühmten Falaffel ein. In dem kleinen Laden neben Möbel-Flamme, in dem wenn‘s hoch kommt sechs Leute gleichzeitig Platz finden, herrscht eine familiäre Stimmung, was bei den ganzen Ketten die sich im angesiedelt haben, durchaus erwähnenswert ist. Positiv ist auch, dass es hier auch ungewöhnlichere Angebote wie z.B. Blumenkohl-Falaffel oder Spinat-Käse-Taschen gibt. Der Chef, dem wir eine Falaffel Spezial in Auftrag gegeben haben, scheint nix von Hektik zu halten, und drapiert in aller Ruhe die Kichererbsenbällchen mit Krautsalat, Harissa und Joghurtsauce in einen pita-ähnlichen Teigfladen. Nach zwei Minuten im Ofen, einem netten Plausch und 3 Euro weniger in der Tasche hält die Jury eine leckere und vor allem vegetarische Alternative zu 0815-Dönern in der Hand.

Wer seinen eigenen Geschmackstest machen will, kann sich übrigens im CallShop direkt an der Haltestelle Sielwall für 80 Cent mit einem Bierchen bewaffnen!   Sarah Weinknecht

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