Die Künstlerehe

Den „Schrecklichsten aller Schrecken“ geheiratet: Hermine Overbeck, deren Briefwechsel jetzt öffentlich ist

„Ich würde jedem, der mir gesagt hätte, ich würde einen Maler heiraten, geantwortet haben, daß ich daß niemals thun würde, einen Maler ganz gewiß nicht; denn das stellte ich mir von jeher als den schrecklichsten aller Schrecken vor.“ So schrieb Hermine Rohte im Dezember 1896 an einen gewissen Fritz Overbeck.

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Ich hätte es auch nie geglaubt und für möglich gehalten, daß einmal ein ,Malweib‘ meine Frau werden würde ...“. Als sie sich diese netten Zeilen schickten, waren die Overbecks gerade ein offizielles Paar geworden. Sie lebten und malten in Worpswede, von dessen Künstlerkolonie sie sich erst später distanzierten, in dem sie nach Sylt zogen.

Dass man in der Ehegeschichte des Malerpaares nun ausgiebig schmökern kann, ist Verdienst ihrer Enkelin Hermine. Seit über zehn Jahren kümmert sich die von ihr gegründete Overbeck-Stiftung um den Nachlass des Künstlerpaares, der in regelmäßigen Ausstellungen vor allem im Vegesacker Kito gezeigt wird. Kürzlich war auch in Oldenburg eine Overbeck’sche „Familienausstellung“ zu sehen.

Nun ist beim Donat-Verlag der eheliche Briefwechsel erschienen, der „über drei Generationen im Haus der Schreiber geruht hat“, wie es die Enkelin poetisch ausdrückt. Bei all der Ruhe wirken die ausgetauschten Schriftstücke noch ziemlich frisch.

Fast zeitgleich erscheinen jetzt die Kindheitserinnerungen des gemeinsamen Sohnes Fritz Theodor. Sie erzählen mit viel Ruhe von den Lebensqualitäten im Künstler- und Moordorf. Der Sohn geht aber auch auf die schwierige Rolle ein, die seine Mutter als Künstlerin im Schatten des Ehemannes hatte.

In der Tat war auch der Beginn ihrer Beziehung von einer „klassischen“ Rollenverteilung geprägt: Hermine kam als junge Kunststudentin der „Münchener Damenakademie“ nach Worpswede, um Schülerin des bewunderten Meisters zu werden. Der Briefwechsel zeigt eindrücklich den Prozess, in dem ihr Einfluss auf des Werk des Gatten zunahm, ihre eigene künstlerische Tätigkeit sich jedoch immer weiter verringerte. HB

Der Overbeck’sche „Briefwechsel“, herausgegeben von Christine Heidemann und Harald Fiebig, wird am 28. November um 19 Uhr bei Leuwer Am Wall 171 vorgestellt. Fritz Theodor Overbecks Kindheitserinnerungen am 4. Dezember um 19.30 Uhr am gleichen Ort