Zu Weihnachten die kleine Rote

Wie damals für Oma: El rojito verschickt Pakete mit fair gehandeltem Kaffee aus Nicaragua. Soli-Zuschlag für arbeitslose Landarbeiter. Dröhnung besser als ihr Ruf. Pestizide können sich die Bauern nicht leisten

Ein Paket Kaffee – das schenkten unsere Eltern vor 15 Jahren der Ostverwandtschaft oder der Oma, wenn wir zu Besuch kamen. Noch heute ist der Kaffee Symbol für behaglichen Wohlstand, obwohl er zu einem Preis gehandelt wird, mit dem viele Bauern kaum leben können. Mit seiner Weihnachtsaktion hat der Ottenser Verein El rojito das vor sechs Jahren zum ersten Mal aufgenommen. Sein Angebot: „Verschenken Sie ein Paket mit fair gehandelten Kaffees aus Nicaragua und El Salvador. Würdigen Sie ein göttliches Getränk und die Arbeit seiner Produzenten.“

El rojito, der „Verein zur Förderung der deutsch-lateinamerikanischen Beziehungen“ importiert seit 1987 Kaffee direkt von Kleinbauern-Kooperativen in Nicaragua. Aus der Solidaritätsbewegung für Lateinamerika hervorgegangen, verband er die Idee des fairen Handels mit einer Spende, die sozialen Projekten zugute kommt. Zurzeit sind das 10 Cent für das Pfund Kaffee, mit denen arbeitslose Landarbeiter in Mittelamerika qualifiziert und durch Rechtshilfe unterstützt werden.

Auch nach der Abwahl der Sandinisten in Nicaragua 1991 sah der Verein keinen Anlass, gut eingeführte revolutionäre Marken einzustampfen. Auf den verschiedenen Sorten des Nicaragua-Kaffees reckt eine Kaffeetasse kämpferisch eine Faust in die Höhe und den Markennamen „Sandino“ ziert eine Che-Guevara-Baskenmütze. Selbst im Genießerdesign des aktuellen Faltblattes versteckt sich ein Hinweis auf emanzipatorisches Bewusstsein. „El rojito“ bedeutet „die kleine Rote“ und meint die rote Frucht des Kaffee-Strauchs, Doppelbedeutung erwünscht.

Auf Genuss muss ein Sandino-Käufer auch bei der berüchtigten „Dröhnung“ nicht mehr verzichten. „Wirklich schlechten Kaffee gab es nur einmal ganz am Anfang“, versichert Magnus Kersting, der bei El rojito auf einer von zwei halben und einer viertel Stelle mit Kaffee handelt. Damals sei der Kaffee von der staatlichen Vermarktungsorganisation gekommen, die wohl auf die bedingungslose Solidarität der deutschen Linken gesetzt habe.

Zwar sei der Kaffee aus Nicaragua etwas saurer als etwa der aus Mexiko. Dafür werde er aber von einer bestimmten Kundschaft geschätzt und auch im konventionellen Handel als Nicaragua-Kaffee angeboten. „Der macht nicht mehr Magenschmerzen als ein anderer“, sagt Kersting.

Allein fünf verschiedene Sorten von Sandino-Kaffee bietet El rojito an: vom Espresso über Schonkaffee bis zum Kaffee aus kontrolliert biologischem Anbau. „Der normale Sandino wird nach den gleichen Kriterien angebaut“, sagt Kersting. Die Kooperativen hätten zurzeit ohnehin nicht das Geld, um Dünger oder Pestizide zu kaufen. „Sie kriegen im Moment weniger für den Kaffee, als sie aufwenden.“

Die Erlöse aus dem Verkauf an El rojito oder anderen fairen Handel glichen das im Rahmen einer Mischkalkulation teilweise aus. Das Transfair-Siegel für fairen Handel führen El rojitos Produkte nicht, weil auch die Kaffeekonzerne das Siegel nutzen. Ohnehin seien die eigenen Prinzipien für die Produzenten vorteilhafter. Gernot Knödler

www.el-rojito.de, 390 68 98