: Der süße Unkraut-Jäger
Am Flughafen Bremen rückt man dem Wildwuchs statt mit giftigen Substanzen mit Zuckerschaum zu Leibe – ganz ungefährlich ist aber auch die „Waipuna“-Methode nicht
„Beikraut“ nennen es die Behörden, der Hobby-Gärtner sagt „Unkraut“ – loswerden wollen die ungeliebten Pflanzen aber beide, und am liebsten ohne Chemie. Der Flughafen Bremen will nun eine rein biologisch Lösung gefunden haben, nämlich die in Neuseeland entwickelte „Waipuna“-Methode: Heißes Wasser und pflanzlicher Schaum aus Kokosnuss und Kornzucker werden auf die Pflanzen gegeben – die dann schlicht weggammeln.
„Das Verfahren, heißes Wasser auf die Pflanzen zu geben, ist schon uralt, neu ist der Schaum, der als Isolator dafür sorgt, dass die Temperatur nicht gleich wieder abfällt“, erzählt der Leiter der Planungs- und Bauabteilung des Bremer Flughafens, Marco Pfleging. Denkt man an neunzig Grad heißen Schaum, so drängt sich der Gedanke an Kinder auf, die sich an der schönen, weißen Masse verbrennen könnten. Pfleging sieht da keine Gefahr und erklärt, dass die hohe Anfangstemperatur nach kurzer Zeit wieder absinke, um „bei den zur Wurzelzerstörung nötigen 43 Grad“ zu verharren. Doch richtig befriedigend ist die Aussicht, sich statt bei neunzig bei 43 Grad zu verbrennen, auch nicht.
Die Umweltsenatorin genehmigte jedenfalls für zwei Jahre die Anwendung des Heißschaum-Gemischs. Und Experte Pfleging ist sich sicher, dass die „Waipuna“-Methode der Anfang vom Ende der chemischen Hebizide-Mittel ist, die Vorteile lägen ja auf der Hand: Man brauche Kinder nicht mehr den Schadstoffen aussetzen und spare das Geld für die Unkraut-Jäter.
Es scheint einiges Für und Wider bezüglich der schaumigen Unkrautbekämpfung zu geben, denn perfekt ist das Verfahren noch nicht: Die nötigen Maschinen sind sperrig und teuer, und man braucht viel Zeit, um die Pflanzen „einzuseifen“. Am Flughafen heißt die Devise erst einmal „Überprüfen und Weiterentwickeln“: Während der genehmigten zwei Jahre werden die Auswirkungen der Methode auf Boden und Grundwasser jedenfalls genau beobachtet. sam
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